Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
Cohn1) angewandt wurde. Indessen bringt die Kombination der beiden Gegen¬ 
stände, deren Gefühlswirkungen verglichen werden sollen2), besondere Be¬ 
dingungen mit sich, die bei dem Genuß des einzelnen für sich betrachtet 
nicht vorhanden wären. Wenn nun auch trotzdem die relative Einschätzung 
hierbei im wesentlichen von dem Genüsse bei ausschließlicher Bewußtheit 
der einen von beiden Wahrnehmungen abhängig sein dürfte, so kann doch 
durch die besonderen Nebenumstände der paarweisen Kombination der 
relative Wert des Gegenstandes a gelegentlich auch kleiner als der von c 
erscheinen, obgleich die Werte a>b und b>c. Soweit es sich hierbei 
aber nur um Zufälligkeiten handelt, wird man nach der paarweisen Ver¬ 
gleichung jedes Gegenstandes der Wertreihe mit allen übrigen seinen 
relativen Wert unter allgemein vergleichbaren Auffassungsbedingungen 
immerhin noch am ehesten durch die Summe der relativen Häufigkeiten 
aller Arten von Bewertungen repräsentiert denken können, in der man 
die höhere oder geringere Einschätzung positiv bzw. negativ rechnet und 
unentschiedene Werturteile gleich Null setzt. Bei zufälliger Untermischung 
aller möglichen Paare (bis zur einmaligen Absolvierung aller) dürften die 
Versuchsbedingungen nur einer exakter kontrollierbaren Durchführung der 
„Wahlmethode“ Fechners gleichkommen, bei der die V.-P. aus allen gleich¬ 
zeitig voliegenden Objekten das Optimum frei heraussuchen konnte. Külpe 
hält übrigens eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Durchnahme der Paare 
für vorteilhaft. Wo indessen eine Nachwirkung trotz einer entsprechenden 
Pause zwischen den Versuchen und absichtlichen Abstraktion vom Voran¬ 
gegangenen überhaupt nicht auszuschalten ist, wo also insbesondere die 
dargebotenen Reihenglieder sich unwillkürlich leicht zu ästhetisch wirksamen 
Sukzessionsgebilden zusammenschließen, wie z. B. bei Vergleichung einzelner 
Zweiklänge3), bei der es durch Perseveration von Tönen oder absolutes Ton¬ 
gedächtnis leicht zu Melodiewirkungen kommen kann, da wird gerade die 
Regelmäßigkeit spezifische Wirkungen hervorbringen können. Das nämliche 
gilt in erhöhtem Maße von der sog. „Reihenmethode“, bei der die einzelnen 
Glieder von der V.-P. unmittelbar in eine Wertreihe geordnet werden sollen. 
Denn auch hier treten durch die Einordnung in das Ganze neue Wertfak¬ 
toren hinzu, wenn es nicht gelingt, wieder rein paarweise zu vergleichen. 
Allerdings wird, wie Külpe vor allem betont, bei dieser Form der „ \\ ahl- 
methode“ das gesamte Urteilsmaterial vollständiger zur Darstellung gebracht, 
als wenn man nur ein Optimum bestimmt. Eine Art von Vorstufe zur 
Reihenmethode bildet die sog. „mehrfache Wahlmethode“, bei der ebenfalls 
nicht nur das Optimum gesucht, sondern auch einzelnen oder mehreren 
geringeren Graden der Wertskala Reihenglieder zugeordnet werden sollen. 
1) J. Cohn, Experimentelle Untersuchungen über die Gefühlsbetonung der Farben, 
Helligkeiten und ihre Kombinationen. Ebenda X, 1895, S. 562. 
2) Bei dem Vergleich konzentriert man natürlich die Aufmerksamkeit, wenn auch 
genießend, (s. S. 10) zunächst auf das Objekt, da ja nur dadurch die Stimmung wirklich 
von diesem bedingt, das „Werturteil“ also „richtig“ wird. . 
3) Versuche dieser Art mit paarweiser Vergleichung wurden von G. Kästner 
angestellt (Untersuchungen über den Gefühlseindruck unanalysierter Zweiklänge. 
Wundt, Psychol. Stud. IV, 1909, S. 473).
	        
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