Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
Beobachter in einer besonderen Form der Herstellungsmetkode*) den 
Skalenstrich an die Stelle der rhythmisch wiederholten Komplikation bringen, 
bzw. an die Grenzen, von denen an die Zuordnung eben noch möglich war. 
Die direkte Auslösung des Momentanreizes durch den gleichzeitig be¬ 
obachteten Bewegungsvorgang hatte Wundt schon 1861 bei Befestigung des 
Zeigers an einem schweren Pendel angewendet, an dem ein weiterer, auf 
eine tönende Feder aufschlagender Hebelarm angebracht war, der hier je 
nach der Lage der verstellbaren Feder den Schall bei einer verschiedenen 
Skalenstellung bewirkte1 2 3). Später führte er dann eine etwas mittelbarere 
Bewegung sowohl des Zeigers als auch des Glockenklöppels durch ein von 
einem Gewichtsuhrwerk im Gange gehaltenes Pendel ein. Durch eine Zahn¬ 
radübertragung ist hierbei die Amplitude der beobachteten Zeigerbewegung 
erweitert, und der Klöppel wird erst von einem eingeschalteten Zwischen¬ 
mechanismus geführt, der aber ebenfalls von dem Pendel direkt weiterge¬ 
schoben wird, so daß keine ZeitdifFerenz zwischen der letzten Angriffs¬ 
operation des Uhrwerkes und dem Schallreiz eintritt. Auch besteht der 
Klöppel hier aus einem Doppelhebel, dessen anderer Arm zur direkten 
mechanischen Applikation eines mit dem Schall gleichzeitigen Tastreizes 
benützt werden konnte (s. S. 422), und außerdem sind an ihm Kontaktspitzen 
anzubringen, die in Quecksilbernäpfe tauchen und so eingestellt werden, daß 
sie sich im nämlichen Momente wie der Glockenschlag von dem Queck¬ 
silberspiegel ablösen und Induktionsreize hervorbringen. Für die Einzel¬ 
heiten muß auf Wundts eigene Beschreibung verwiesen werden:}), ebenso 
für die gleichfalls etwas kompliziertere Vorrichtung, mit der Hartmann 
1) Die Herstellungsmethode (s. S. 264) kann bei solchen Beobachtungen in 
verschiedener Weise angewendet werden. Bei einmaliger Darbietung einzelner dispa¬ 
rater Momentanreize zur Ableitung ihrer Zeitschwelle kommt sie zunächst noch nicht 
weiter in Betracht. Ist jedoch der die Reihen einschließende Zeitraum in eindeutig 
greifbarer Weise ausgefüllt, wie z. B. bei der Bewegung eines Punktes über eine Skala, 
so kann schon nach einem einzigen Durchgang die Stelle des Punktes im Moment des 
disparaten Reizes im einzelnen rekonstruiert werden, was zur Methode der mittleren 
Fehler führt. Tritt aber dann auch noch eine Wiederholung der Komplikation in 
wissentlich regelmäßigen, nicht zu langen Zeiträumen hinzu, so läßt sich auch die Er¬ 
fahrung bei jedem Durchgang dazu verwerten, um mittelst besonderer Mechanismen, 
wie sie oben mehrfach angegeben sind, eine bestimmte zeitliche Zuordnung für den 
nächsten Durchgang antizipierend vorzubereiten, wobei immer der Takt des einen 
Reizes den konstanten Haltepunkt für die relative Zuordnung des disparaten (bzw. 
anders lokalisierten) abgibt. Solche Einstellungsversuche sind also der S. 416ff. genannten 
Herstellung einer Zeitstrecke verwandt. Nur laufen hier eben die beiden disparat 
begrenzten Strecken gleichzeitig nebeneinander ab. 
Nur im letzteren Falle, der daher auch kein einfacher Zeitschwellenversuch mehr 
ist, läßt sich dann auch wieder ebenso, wie bei der Streckenvergleichung, eine Ver¬ 
tauschung der variierten „Strecke“, also ein Wechsel von N und V einführen. 
Bei einer einmaligen Beobachtung einer einzelnen Komplikation momentaner Reize ohne 
bestimmte Beziehung zu einem vorhergehenden Signal gibt es dagegen überhaupt keinen 
Oegensatz eines bei der Abstufung konstanten und variablen Elementes. (Der wohl 
mögliche Wechsel der Beurteilung ist als ein ganz neuer Beobachtungsmodus mit dem 
für die Fehlerbestimmung mittelst der Methode der Vollreihen wichtigen Umkehrung 
der Lage von N und V nicht zu verwechseln, s. oben S. 427, A.2.) Die letzten Bemerkungen 
gelten natürlich ganz allgemein auch für die Methode der Vollreihen. 
2) Vgl. Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele, 4. Aull. 1906, S. 297. 
3) Grundzüge der physiologischen Psychologie IIIe, S. 71.
	        
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