Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Analyse der Zeitvorstellung-. 
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die zusammen mit einem bei Stromunterbrechung niederfallenden elektro¬ 
magnetischen Schallhammer (s. ebenda), der sich in dem entfernten Zimmer 
der Y.-P. befand, in einen Stromkreis geschaltet wurden. Da C4 den Strom 
völlig unterbrach, zu C21) und C3 aber die gleichen Widerstände W2 und 
W3 parallel lagen, so ergab sich beim Dauerschwung des Pendels eine 
daktylische Reihe, bei der nun jeder Taktschlag verschoben werden konnte. 
Natürlich fällt jene Schwelle für die Störung des Rhythmus nicht mit der 
von Klemm gesuchten Unterschiedsschwelle für die Erkennung einer Un¬ 
regelmäßigkeit der Taktreihe überhaupt zusammen und wird aus dem S. 426 
genannten Grunde überhaupt nicht sehr präzis abzuleiten sein. Doch haben 
auch Klemms Versuche für die Analyse des Rhythmus insofern Bedeutung, 
als sich die Bedingungen für die Auffassung objektiver Unterschiede der 
Zeitlagen von den Betonungsunterschieden abhängig erweisen. Ja solche 
Versuche könnten eventuell sogar dazu dienen, die subjektiven Betonungs¬ 
unterschiede objektiv festzustellen. 
c) Die Vergleichung der Unterschiede von Zeitstrecken. 
(Methode der mittleren Abstufung.) 
Auch bei dem dritten Hauptproblem dieses Gebietes, das sich auf 
die Vergleichung von Unterschieden oder Verhältnissen zwischenZeitstrecken, 
also auf sog. „übermerkliche“ Unterschiede bezieht, ist überall die Möglichkeit 
einer einheitlichen rhythmischen Untergliederung für sämtliche Vergleichs¬ 
elemente ins Auge zu fassen, wobei wiederum die Möglichkeit eines Tempo¬ 
wechsels komplizierend hinzukommt. Das Problem wurde bisher in ver¬ 
schiedener Weise in Angriff genommen., jedoch nur von Wrinch2) auf 
Anregung von Külpe mittelst der schon S. 306ff. erörterten Methode der 
mittleren Abstufungen, wobei immer drei durch eine Pause von 2 Sek. ge¬ 
trennte Zeitstrecken aufeinander folgten. Eine Abschätzung des Ver¬ 
hältnisses zwischen zwei (übermerklichen) Zeitstrecken überhaupt liegt aber 
bereits vor, wenn man eine gegebene Zeitdauer in Hälften, Drittel oder 
Viertel teilen soll, was bei kleinen Gesamtstrecken kaum von der Herstellung 
eines V2, 3/4, 4/4-Taktes abzutrennen ist3). Von Avord und Searle wurde 
eine längere und eine kürzere Strecke gegeben, und die V.-P. befragt, 
wie oft die letztere in der größeren Strecke enthalten ist4). Es steht 
übrigens mit dem S. 427 Gesagten in Übereinstimmung, wenn Wrinch 
bei Zeitstrecken, die mit telephonisch übertragenen Stimmgabeltönen konti¬ 
nuierlich ausgefüllt waren, eindeutigere Resultate erhielt als bei leeren 
Strecken. 
1) Bei diesem Kontakt ist die S. 346 genannte Wippe der Kontakte Ct und C3 
durch eine einfache federnde Lamelle ersetzt, die so weit gedämpft ist, daß der Ham¬ 
mer nach der Rückkehr zum Haltemagneten nicht mehr abreißt. 
2) Über das Verhältnis der ebenmerklichen zu den übermerklichen Unterschieden 
im Gebiete des Zeitsinns, Wundt, Phil. Stud. XVIII, 1902, S. 274. 
3) Vgl. Exp. Anal. d. Bew. Phän. S. 281 u. 298. 
4) Edith A. Avord and Helene E. Searle, A study in the comparison of time 
intervals (Min. Stud. f. th. Psych. Lab. of Vassar College), Am. Journ. XVIII, 1907, 
S. 177.
	        
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