Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Analyse der Zeitvorstellung. 
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weiteren Umgang auf eine immer spätere Stelle trifft, bei „zu langsamer“ 
auf eine immer frühere. Wird dann beim Hinzutreten rhythmischer Kom¬ 
plikationsreize der Akzent vor allem von diesen bestimmt, so werden sich bei 
der Verarbeitung des Wahrgenommenen ähnliche Verschiebungstendenzen 
des Akzentes wie bei rein optischer Wahrnehmung wirksam zeigen können. 
Allerdings wäre zur Sonderung der beiderseitigen Einflüsse gleichzeitig auch 
einmal ein ganz verschiedener Takt in den einzelnen Sinnesgebieten anzu¬ 
wenden. 
Eine systematische Analyse dieser Einflüsse einer speziellen Vorbe¬ 
reitung hätte jedenfalls von den geringsten Voraussetzungen zu bestimmten 
Antizipationen zu immer spezielleren und komplizierteren fortzuschreiten, 
eine methodische Weiterentwicklung der Wundtschen Versuchsanordnungen, 
die bereits durch die Untersuchung von Geiger begonnen wurde1). Bei 
einer stetigen Bewegung wäre sogar zunächst auch einmal bei völlig un¬ 
geteilter Bahn die Stellung des bewegten Objektes im Augenblicke eines 
nur einmal einwirkenden und nur im allgemeinen avisierten Komplikations¬ 
reizes nachträglich anzuzeigen. Ist aber schon während des kritischen 
Momentes eine feste Marke oder eine ganze Reihe von solchen gegeben2), 
so kann einfach die Lage zu ihr im Komplikationsmoment im allgemeinen 
beurteilt bzw. auch noch durch Anzeigen der Stelle genauer wiedergegeben 
werden. (Bei Vertauschung der Sinnesgebiete brächte etwa die Einordnung 
eines einmaligen optischen Eindruckes in eine Reihe wiederholter Glocken¬ 
signale oder in eine Melodie ähnlich einfache Voraussetzungen mit sich.) 
In der Stufenreihe der Probleme folgt dann erst die stetige geradlinige Be¬ 
wegung mit mehreren vorhergehenden Signalen, weiterhin die sonstwie ge¬ 
gliederte und die im ganzen periodische Bewegung, und zwar ebenfalls 
zunächst ohne Wiederholung des Momentaneindruckes, dann mit einer von 
der optischen Periode unabhängigen, bzw. im Grenzfall mit ihr überein¬ 
stimmenden Wiederholung desselben. Uber die Komplikation eines Glocken¬ 
schlages mit einer Stellung des konstant rotierenden Zeigers nach rein 
akustischem und rein optischem Takt liegen übrigens bereits Versuche von 
Hevde vor3). 
Hey de untersuchte dann aber auch noch die Unterschiedsschwellen und 
Fehler, die sich bei der Zuordnung mehrerer Zeiger zu einem Glockenschlag 
ergeben, wenn diese alle gleichförmig wie Speichen eines Rades rotieren, 
u. zw. ebenfalls unter Variation der akustischen und optischen Antizipations¬ 
bedingungen. Es hat also hierbei die V.-P. ähnlich wie bei der S. 355 ge¬ 
nannten Fragestellung eine umfassendere Situation (bis zu vier Zeiger¬ 
stellungen) zu beschreiben, die nur während eines einzigen, von dem Glocken- 
1) Keue Komplikationsversuche, Wundt, Phil. Stud. Bd. 18, 1903, S. 347. 
2) Da eine Anziehung der Teilstriche sowie jeder irgendwie ausgezeichneten Stelle 
des Raumes nachgewiesen ist, so bedeutet die Verwendung von mehreren Teilstrichen 
unter Umständen zugleich eine teilweise Kompensation einer Fehlertendenz, je nach 
der Stellung im kritischen Moment. 
3) K. Heyde, Versuche an der Komplikationsuhr mit mehreren Zeigern; Wundt, 
Psychol. Stud. VI, 5. u. 6. H., 1910, S. 317. Auch hier mußte man sich natürlich, ähnlich 
wie es für die S. 352ff. genannten Versuche notwendig war, auf die Beobachtung einzelner, 
mehr zufällig herausgegriffener Kombinationen der Zeiger beschränken, wenn nicht die 
Fehler- und Schwellenbestimmung zu viele Einzelversuche erfordern sollte.
	        
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