Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Methodik der Ausschaltung von Zentralteilen. 
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scharfer Abgrenzung zwischen normalem und nekrotisiertem Gewebe. Der 
Strom von 1—5 Milliampère wird unipolar zugeführt, die differente Elektrode 
(Anode) ist in Fig. 40 (S. 117) wiedergegeben. Sie besteht aus einer 
10 cm langen feinsten PIatin-Iridium-Nadel (20°/0 Iridium), welche durch eine 
Glaskapillare isoliert ist.*) Innerhalb der angegebenen Stromstärken, deren 
Überschreitung zu widerraten ist, beträgt die Breite der Läsion für eine 
Minute Stromdauer und je ein Milliampere Stromstärke 1 Millimeter. Als 
Ursache der zerstörenden Wirkung des Stroms kommt unter anderem haupt¬ 
sächlich die Gasbildung in Betracht, welche an der Anode schwächer und 
kontinuierlicher erfolgt, als an der Kathode. Die Läsionen wurden von den 
Autoren auf das genaueste mikroskopisch untersucht, doch kann hier auf 
diesen Teil der Ergebnisse nicht eingegangen werden; Fig. 18 stellt einige 
Kleinhirnkernverletzungen nach Horsley und Clarke dar. (Betreffs der 
mechanischen Nadelführung vgl. S. 111.) 
b) Indirekte Ausschaltung. 
Die indirekte Ausschaltung auf dem Gefäßwege kann in erster Linie 
durch Unterbindung oder Embolie erfolgen. 
Damit die spätere Darstellung der speziellen Methoden an Übersicht 
gewinnt, seien hier schon die wichtigsten Fragen der Blutversorgung be¬ 
sprochen**) und zunächst die Verhältnisse am Rückenmark geschildert. Hier 
kommt zur Ausschaltung besonders der grauen Substanz des Lumbalmarks 
der Stensonsche Versuch der Aortenkompression, die unterhalb der 
Nierenarterien auszuführen ist, in Betracht (Ehrlich und Brieger76). 
Dieser Versuch führt aber nur beim Kaninchen zu positivem Erfolg, da nur 
bei diesem die einzelnen Arteriengebiete genügend getrennt sind. Über 
die Blutversorgung des Rückenmarks (Hoche138)) sei hervorgehoben, daß 
beim Hunde, ebenso wie beim Menschen die einzelnen Abschnitte anasto- 
motisch derartig verbunden sind, daß vom Lendenmark aus das ganze 
Rückenmark injiziert werden kann, während beim Kaninchen nur lokale 
Gefäßfüllungen zu erzielen sind. Dementsprechend konnten Münzer und 
Wiener228) durch 1-stündige Aortenabklemmung unter dem Abgang der 
Nierenarterien beim Hunde, Hering132) durch 3/4-stündige Abklemmung beim 
Affen keine Funktionsstörungen erhalten. Während also beim Kaninchen die 
Absperrung der aus dem gleichen Niveau stammenden Blutversorgung zur 
Zerstörung des Lendenmarkgraus ausreicht, wird letztere beim Hunde und 
Affen durch den Blutzufluß aus den oberen Teilen, auf dem Wege der Längs¬ 
arterien, verhindert. Diesen Schwierigkeiten entgeht die Emboliemethode, 
bei welcher die feineren Gefäße einer bestimmten Region künstlich verstopft 
werden, so daß zu den abgesperrten Rückenmarkspartien auch bei Vor¬ 
handensein von anderen Zuflußwegen kein Blut mehr gelangen kann. 
Das Gehirn wird bekanntlich von 4 Arterien aus versorgt, den beiden 
inneren Karotiden und den beiden Vertebralarterien, welche aus der Subclavia 
*) Anfertigung der Nadeln durch Mr. Rittershaus, Huntley Street, Tottenham 
Court Road, London. 
**) Betreffs der makroskopischen Verhältnisse sei auf die Arbeit von Hof mann 14°) 
verwiesen, welcher die Fig. 19 entnommen wurde, sowie Marckwald299). Die mikro¬ 
skopische Anatomie der Rückenmarkgefäße wurde vergleichend von Hoch e138) behandelt.
	        
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