Methodik der Ausschaltung- von Zentralteilen.
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schließlich hat Corona60) ein troikartähnliches Instrument ang-egehen, hei welchem
man mittels eines am Griff ang-ebrachten Knopfes zwei kleine Flügel an der Spitze aus¬
treten lassen kann; durch Drehen des Instrumentes wird wieder die Läsion bewirkt.
Eine weitere Methode zur direkten Ausschaltung ist das Saugverfahren.
Es wurde von L ehmann6) angegeben, und von ihm gemeinsam mit Babinsky
zuerst angewandt. Der Saugschlauch einer Wasserstrahlluftpumpe, wie sie
in chemischen Laboratorien Verwendung findet, wird mit einem zu einer
feinen Spitze ausgezogenen Glasrohr verbunden; bei hergestelltem Vakuum
läßt sich die Gehirnmasse an ganz umschriebenen Stellen entfernen. Die
Methode eignet sich nicht nur für sehr kleine oberflächliche Läsionen, sondern
ist auch bei größeren Operationen mit Vorteil verwendbar, weil durch die
Absaugung auch das Blut entfernt wird, und man sich somit gut über die
Tiefe des Eingriffs orientieren kann. Ferner befördert die Säuberung der
Operationsstelle die aseptische Heilung, worauf schon die genannten Autoren
hinwiesen. Ein Nachteil der Methode dürfte darin liegen, daß bei diesem
Eingriff, der ein Abreißen von Substanzteilen darstellt, die Tiefe der Aus¬
schaltung nicht mit der Grenze der direkt entfernten Teile übereinzustimmen
braucht. Hier muß die mikroskopische Untersuchung aufklärend zu Hilfe
kommen. Das Saugverfahren wurde auch kombiniert mit der Schnittmethode
oder der Auslöffelung verwendet, z. B. von Lewandowsky197).
Zerstörung durch Hitze wird mit einer durch den galvanischen Strom
glühend gemachten Platinschlinge ausgeführt, oder nach Gad und Mari¬
nes cu103) mit stecknadelkopfgroßen Glasperlen, die sich beim Erhitzen feiner
Glasfäden in der Flamme am Ende des Fadens bilden; bei letzterer Methode
liegt ein Vorteil darin, daß die Wärme sehr schnell abgegeben wird, und
die Läsion somit ganz punktförmig ausfallen kann. Die Methode der Zer¬
störung durch Hitze eignet sich vorwiegend für ganz oberflächlich liegende
Zerstörungen geringer Ausdehnung.
Sowohl oberflächliche als auch tiefere Läsionen sind durch verschiedene
Chemikalien hervorgerufen worden, welche die Nervensubstanz entweder
lokal abtöten oder nur vorübergehend ausschalten.
Erwähnenswert ist das Verfahren Ko t lin a gels245), durch welches es gelang-, reine
Tiefenläsionen ohne Mitbeteiligung der Oberfläche zu erzielen. Auf Vorschlag Heiden¬
hains verwendete er eine Pravaz-Spritze von der Dicke einer feinen Nähnadel und
spritzte durch ein kleines in die Schädelkapsel angelegtes Loch einen minimalen Tropfen
konzentrierter Chromsäure an der gewünschten Stelle in die Hirnsubstanz ein. Ver¬
giftungserscheinungen hält Nothnagel bei der Abkapselung und der geringen Menge
der Flüssigkeit für ausgeschlossen. Eher ist zu befürchten, daß die Symptome durch
Reizerscheinungen getrübt sind, die allerdings in längerdauernden Versuchen abklingen
würden. Daneben ist die Unmöglichkeit, die Läsionen ganz nach Wunsch zu begrenzen,
die allerdings auch anderen Verfahren eigentümlich ist, der Grund dafür gewesen, daß
die Methode in neuerer Zeit wenig verwendet wurde (v. Cyon64), Lo Monaco218)).
Jedenfalls ist sie durch das elektrolytische Verfahren überholt worden
Hier schließen sich die Versuche von Goldmann und Edinger11'6) an, in welchen
Gehirnteile durch Aufpinseln von Chromsäure- und Formalinlösungen zerstört wurden.
Schließlich sei der lokalen Anwendung von Narkotika gedacht; Belmondo und
O'ddi26) kokainisierten die Hinterwurzeln zur Ausschaltung der in ihnen laufenden Er¬
regungen bei Reizungen der Vorderwurzeln. Filehne und Biberfeld91') wendeten am
Rückenmark Gazebäusche an, die in 0,5—1—10IJn Kokain getränkt und wieder gut aus¬
gedrückt waren. Ist es auch in letzterem Falle fraglich, wie weit sich die Wirkung auf
den direkt getroffenen Teil lokalisieren läßt, so können doch wegen des Vorübergehens