Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Methodik der Ausschaltung- von Zentralteilen. 
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schließlich hat Corona60) ein troikartähnliches Instrument ang-egehen, hei welchem 
man mittels eines am Griff ang-ebrachten Knopfes zwei kleine Flügel an der Spitze aus¬ 
treten lassen kann; durch Drehen des Instrumentes wird wieder die Läsion bewirkt. 
Eine weitere Methode zur direkten Ausschaltung ist das Saugverfahren. 
Es wurde von L ehmann6) angegeben, und von ihm gemeinsam mit Babinsky 
zuerst angewandt. Der Saugschlauch einer Wasserstrahlluftpumpe, wie sie 
in chemischen Laboratorien Verwendung findet, wird mit einem zu einer 
feinen Spitze ausgezogenen Glasrohr verbunden; bei hergestelltem Vakuum 
läßt sich die Gehirnmasse an ganz umschriebenen Stellen entfernen. Die 
Methode eignet sich nicht nur für sehr kleine oberflächliche Läsionen, sondern 
ist auch bei größeren Operationen mit Vorteil verwendbar, weil durch die 
Absaugung auch das Blut entfernt wird, und man sich somit gut über die 
Tiefe des Eingriffs orientieren kann. Ferner befördert die Säuberung der 
Operationsstelle die aseptische Heilung, worauf schon die genannten Autoren 
hinwiesen. Ein Nachteil der Methode dürfte darin liegen, daß bei diesem 
Eingriff, der ein Abreißen von Substanzteilen darstellt, die Tiefe der Aus¬ 
schaltung nicht mit der Grenze der direkt entfernten Teile übereinzustimmen 
braucht. Hier muß die mikroskopische Untersuchung aufklärend zu Hilfe 
kommen. Das Saugverfahren wurde auch kombiniert mit der Schnittmethode 
oder der Auslöffelung verwendet, z. B. von Lewandowsky197). 
Zerstörung durch Hitze wird mit einer durch den galvanischen Strom 
glühend gemachten Platinschlinge ausgeführt, oder nach Gad und Mari¬ 
nes cu103) mit stecknadelkopfgroßen Glasperlen, die sich beim Erhitzen feiner 
Glasfäden in der Flamme am Ende des Fadens bilden; bei letzterer Methode 
liegt ein Vorteil darin, daß die Wärme sehr schnell abgegeben wird, und 
die Läsion somit ganz punktförmig ausfallen kann. Die Methode der Zer¬ 
störung durch Hitze eignet sich vorwiegend für ganz oberflächlich liegende 
Zerstörungen geringer Ausdehnung. 
Sowohl oberflächliche als auch tiefere Läsionen sind durch verschiedene 
Chemikalien hervorgerufen worden, welche die Nervensubstanz entweder 
lokal abtöten oder nur vorübergehend ausschalten. 
Erwähnenswert ist das Verfahren Ko t lin a gels245), durch welches es gelang-, reine 
Tiefenläsionen ohne Mitbeteiligung der Oberfläche zu erzielen. Auf Vorschlag Heiden¬ 
hains verwendete er eine Pravaz-Spritze von der Dicke einer feinen Nähnadel und 
spritzte durch ein kleines in die Schädelkapsel angelegtes Loch einen minimalen Tropfen 
konzentrierter Chromsäure an der gewünschten Stelle in die Hirnsubstanz ein. Ver¬ 
giftungserscheinungen hält Nothnagel bei der Abkapselung und der geringen Menge 
der Flüssigkeit für ausgeschlossen. Eher ist zu befürchten, daß die Symptome durch 
Reizerscheinungen getrübt sind, die allerdings in längerdauernden Versuchen abklingen 
würden. Daneben ist die Unmöglichkeit, die Läsionen ganz nach Wunsch zu begrenzen, 
die allerdings auch anderen Verfahren eigentümlich ist, der Grund dafür gewesen, daß 
die Methode in neuerer Zeit wenig verwendet wurde (v. Cyon64), Lo Monaco218)). 
Jedenfalls ist sie durch das elektrolytische Verfahren überholt worden 
Hier schließen sich die Versuche von Goldmann und Edinger11'6) an, in welchen 
Gehirnteile durch Aufpinseln von Chromsäure- und Formalinlösungen zerstört wurden. 
Schließlich sei der lokalen Anwendung von Narkotika gedacht; Belmondo und 
O'ddi26) kokainisierten die Hinterwurzeln zur Ausschaltung der in ihnen laufenden Er¬ 
regungen bei Reizungen der Vorderwurzeln. Filehne und Biberfeld91') wendeten am 
Rückenmark Gazebäusche an, die in 0,5—1—10IJn Kokain getränkt und wieder gut aus¬ 
gedrückt waren. Ist es auch in letzterem Falle fraglich, wie weit sich die Wirkung auf 
den direkt getroffenen Teil lokalisieren läßt, so können doch wegen des Vorübergehens
	        
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