378
W. W ir th. Psychophysik.
Die Abstufung des Tempos der von der Baltzarsehen Kontaktuhr aus¬
gelösten Darbietungen ließ dabei die Bedingungen für diese speziellen
Fehler in weitern Grenzen variieren. Damit aber der Experimentator selbst
beim Sekundentempo nach einem ganz bestimmten Versuchsplan von einer
Exposition zur anderen immer wieder eine neue Teilung genau und konstant
einstellen konnte, wurde ein besonderer Dezimalen-Apparat (Fig. 38) kon¬
struiert, der zwischen zwei Grenzstriche mittelst einer Klaviatur gewisser¬
maßen wie nach Noten einen Teilstrich hineinspielen ließ, der irgendein Viel¬
faches von Zwanzigsteln der ganzen Strecke abteilte. Während die Praxis
stets beliebige Teilungen zu schätzen aufgibt, kann natürlich das Experiment
auch hier nach dem Prinzip der „Konstanzmethode“ verfahren und nur ganz
bestimmte Abteilungen fortgesetzt wiederholen, wenn nur die Einteilung fein
genug ist, um die gesuchten Fehler noch eintreten zu lassen. Hierzu erwies
sich aber unter den speziellen Beobachtungsbedingungen sogar die Variation
nach Zehnteln hinreichend, auf die sich dann auch Ulezko trotz der feineren
Differenzierung des Apparates vorläufig beschränkte.
Fig. 38 zeigt eine Skizze des Dezimalenappärates von rückwärts, d. h. vom Standort
des Experimentators aus. Die Wand B, die am Rande der auf der Tischplatte be
festigten Grundlage G senkrecht aufsteigt, läßt in Augensitzhöhe einen bis auf die
Verbindungsschienen b durchgehenden horizontalen Spalt D frei, hinter dem eine weiße
Zelluloidplatte P mit dem rechtsseitig (von der Y -P. aus) festgemachten Grenzstrich der
Teilstrecke so befestigt ist, daß sich von unten her jeder der 20 Zähne z, die vorn an
die Köpfe von 20 Hebeln angesetzt sind, als Teilstrich (bzw. der zwanzigste als End¬
strich) der Strecke hereinschieben kann. Jene Hebel sind um die Achse C drehbar und
so genau gearbeitet, daß sie infolge ihrer gegenseitigen Führung und einer festen
äußeren Umrahmung ihren Zahn z immer genau in die nämliche, ihrer Kummer ent¬
sprechende Stelle treffen lassen, wenn der Experimentator auf die zugehörige der
20 Tasten drückt, die, um die zu C parallele Achse N drehbar, durch einen Faden F
am gegenüberliegenden Ende je eines der Hebel angreifen, antagonistisch zum Zuge
je einer Feder f, die durch einen Faden am anderen Ende befestigt ist. Um bei der
breiteren Lagerung der Tasten und der Federn f keine seitliche Zerrung der z-Hebel
einzuführen, laufen die Schnüre unter und über den Hebeln zunächst bis zu einer Reihe
von Ringen an den Querstäben 0 und U genau senkrecht.
Der Beobachter blickt nun wieder ähnlich wie nach Fig. 33, S. 363 durch ein kurzes
Rohr in der Öffnung einer Wand S zunächst nach einem etwas seitlich gedrehten Spiegel
T, dessen Belag in einer horizontalen Öffnung abgelöst ist, die dem Gesichtswinkel der
dahinter liegenden Teilstrecke 0 genau entspricht. Unmittelbar hinter dem Spiegel¬
spalte liegt der Schirm des Federtachistoskopes (S in Fig. 37). Bei den schnelleren
Tempis der Beobachtungsreihen war außer dem Experimentator, den die Einstellung
dann voll in Anspruch nahm, noch ein Gehilfe zur Aufzeichnung der Schätzungen der
V.-P. erforderlich.