322
W. Wirt h, PsycHophysik.
lieh durch die häufige deutliche Über-
merklichkeit der Reize, die zur Ableitung
der Schwelle überhaupt notwendig ist, so¬
wie insbesondere durch die Ableitung der
zugehörigen Normalschwellen mit wissent¬
licher Konzentration bei nicht zu großer
Zahl so sicher bekannt, daß die Y.-P. ihre
Beurteilung des Wahrgenommenen stets
einfach auf sie bezieht. Doch ist eben die
Einordnung in dieses spezielle System von
Individualbegriffen von dem Bewußtseins¬
zustand bei der Veränderung in ganz ähn¬
licher Weise abhängig wie die absolute
Lokalisation ohne solche individuelle An¬
haltspunkte durch unmittelbares Hindeuten
u. dergl. Andererseits wäre aber die aus¬
schließliche Verwendung von Urteilen mit
bestimmter Lokalisation wohl ebenso ein¬
seitig, da auch die Schwellen für die Vor¬
stufe der
Auffassung
einer Veränderung
überhaupt, eventuell mit ganz unsicherer
Lokalisation, bzw. der Abstand dieser Vor¬
schwelle von der Hauptschwelle, für den
jeweiligen Aufmerksamkeitszustand bezeich¬
nend sein können.
Lipp behielt im allgemeinen die seinerzeit
von mir bis 1904 angewandte Methode der Schwel¬
lenbestimmung bei, die ein Rudiment der älteren
Form der Minimaländerung mit konstanter Yaria-
tionsrichtung bildete (vgl. S. 277). Denn da hier
natürlich bei allen Bestimmungen, abgesehen von
denen der Rormalschwelle, Unwissentlichkeit be¬
züglich der Lage des Punktes erforderlich wird,
so ist hierbei ohne Änderung des zunächst
gereizten Punktes nur das aufsteigende
Verfahren möglich, bei dem ein zuerst unter¬
merklicher Reiz von einem Versuch zum andern
bis zur Merklichkeit gesteigert wird. Doch kommt
hier wenigstens in dem Stadium der tatsäch¬
lichen Unmerklichkeit der bei dieser Form der
Methode sonst besonders einflußreiche Erwartungs¬
fehler nicht mehr in Betracht. Um so störender
wird er freilich weiterhin nach Erreichung des
Unsicherheitsbereiches, sobald der Reiz einmal
mehr oder weniger genau lokalisiert ist. Immer¬
hin war dieser Fehler bei meinen Versuchen des¬
halb noch einigermaßen zu vernachlässigen, da
die Versuche durch eine Zwischenzeit von ca. 14
bis V?. Minute getrennt waren, die der V.-P. neben
der Änderung der Reizstufe sehr leicht auch
eine solche des Reizortes möglich erscheinen ließ. Bei Lipp folgten sich dagegen
die Reizstufen durch eine mechanische Vorrichtung rhythmisch in nur 3,2 Sek. Abstand,
\ / \ /
1_1
R,
R,
V
Fig. 15.
Das Projektionsperimeter.
(Grundriß der Anordnung.)