Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

320 
W. Wirth, Psychophysik. 
Noch schwieriger wird die Aufgabe, wenn sich zwei Wahrnehmungs¬ 
komplexe von der Ausdehnung des gesamten untersuchten Bereiches, durch 
Einfügung einer indifferenten Ausfüllung in dessen ganzer Breite, relativ 
selbständig als Normal- und Yergleichsreiz gegenübertreten, an denen nur 
eine einzige Stelle verschieden ist. Auch hier soll also der Normalkomplex, 
ebenso wie vorhin bei der einfachen Veränderungsauffassung das Ausgangs¬ 
feld, zunächst durch eine fortgesetzte Darbietung völlig geläufig werden, 
worauf die leere, bzw. undifferenziert ausgefüllte Pause und dar¬ 
nach der völlig analoge kurzdauernde Vergleichskomplex auftritt, der 
seinerseits wieder nur an einer einzigen Stelle verändert ist, für die nun die 
U.-S. abzuleiten ist. Bei jener einfacheren Aufgabe der Veränderungsauf¬ 
fassung ist die Verschiedenheitsrelation zwischen der variierten Stelle und 
ihrem Vorstadium die einzige objektive Relation dieser Art im ganzen Unter¬ 
suchungsbereiche. Hier muß sie sich jedoch erst gegen die allgemeinen 
Verschiedenheitsrelationen der Intermission in der ganzen Breite des Kom¬ 
plexes heraus arbeiten, denen gegenüber sie wegen dieser Trennung der zu 
vergleichenden Ausfüllungen durch die Pause noch dazu im Nachteil ist. 
Übrigens ist in diesem Falle zur größeren Vergleichbarkeit mit dem kurz¬ 
dauernden Vergleichskomplex am besten auch der Normalkomplex in dieser 
Form darzubieten, was für das Vorbereitungsstadium eines jeden Versuches 
die wiederholte kurzdauernde Exposition des Normalkomplexes in einem 
der V.-P. bequemen Rhythmus erforderlich macht. Dabei ist es für die Ent¬ 
stehung des Bewußtseins der Geläufigkeit wichtig, daß die V.-P. weiß, daß 
der Normalkomplex zunächst fortgesetzt konstant wiederholt wird und ihm 
nur am Schlüsse eine einzige (eventuell von ihr selbst auszulösende) Ver¬ 
gleichsexposition nachfolgt. Auch ist es für die Konstanz der Leistungen 
in der ganzen Hauptgruppe von Vorteil, wenn die V.-P. weiß, daß es sich 
bei der V.-Exposition nur um die Verschiedenheit an einer einzigen Stelle 
handelt, deren Auffassung auf dieser ersten Komplikationsstufe der Aufgabe 
ihre einzige Hauptleistung im Versuche ausmachen soll. 
Bei der zuletzt genannten Erschwerung der Verschiedenheitsauffassung 
fallen natürlich auch die Schwellen im allgemeinen größer aus, abgesehen 
davon, daß auch die Bestimmung von besonderen Fehlern neben der Unter¬ 
schiedsschwelle Bedeutung gewinnt. Auch läßt sich eben deshalb kein so 
großes Feld untersuchen, wie mittelst der Veränderungsschwelle, die daher 
zu einer Prüfung der Auffassungsdispositionen beliebig fein abgestufter Ele¬ 
mente weiter Wahrnehmungsgebiete am geeignetsten erscheint. Dafür 
treten in jenen gröberen Werten eigentlicher Unterschiedsschwellen manche 
Differenzen der einzelnen Einstellungen deutlicher hervor, weshalb wir sie 
im folgenden in einzelnen Beispielen an Stelle der Ableitung von Ver¬ 
änderungsschwellen berücksichtigt haben. 
44. Die räumliche Verteilung der Aufmerksamkeit im Sehfelde. 
(Perimetrische Bestimmungen der Veränderungsschwelle für 
kurzdauernde Aufhellungen.) 
Relativ am genauesten und ausführlichsten ist auf diesem Gebiete bis¬ 
her untersucht worden, wie die verschiedenen Formen der Aufmerk-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.