Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
Neuer charakteristischer Versuchsanordnungen bedarf man daher erst, 
wenn man mit der Schwellenmethode untersuchen will, wie die verschie¬ 
dene Verteilung der Aufmerksamkeit innerhalb eines ausgedehnteren, 
eventuell mehrere Merkmale enthaltenden Wahrnehmungsbereiches die Auf¬ 
fassung eines kurzdauernden Tatbestandes an irgend einer Stelle oder be¬ 
züglich irgend eines Merkmales beeinflußt. Denn in diesem Falle muß der 
Experimentator gleichzeitig über mehrere Reizmöglichkeiten und 
bestimmte Abstufungen derselben verfügen, wenn er auch, gemäß 
der Aufgabe dieser ersten Hauptgruppe, in jedem einzelnen Versuche immer 
nur an der Ableitung der Schwelle für eine einzige Stelle, bzw. für ein Merk¬ 
mal jenes ganzen Bereiches arbeitet. Daher ist es auch nicht notwendig, 
daß er die einzelnen Stellen oder Merkmale gleichzeitig unabhängig von¬ 
einander abstufen kann, wie es für die komplizierteren Aufgaben des 
13. Kapitels erforderlich wird. 
Das Interesse dafür, die Schwelle für die Erfassung eines kurzdauern¬ 
den, jedesmal auf eine einzige Stelle, bzw. ein Merkmal beschränkten Vor¬ 
ganges oder Zustandes bei jeder Einstellung für möglichst viele Stellen 
eines größeren Gebietes zu bestimmen, das die Aufmerksamkeit bei der 
Beobachtung ganz oder teilweise umspannen soll, ergibt sich zunächst aus der 
Vermutung, daß der Effekt einer apperzeptiven Einstellung für eine ein¬ 
zelne Stelle des Gesamtbestandes von der Gestaltung des Bewußtseins an 
sämtlichen, bei der Instruktion in Betracht gezogenen Stellen abhängt (vgl. 
§ 2). Zum vollen Verständnis der Präzision, mit welcher die V.-P. hierbei 
gewisse Eigentümlichkeiten einer bestimmten Stelle aufzufassen vermag, ge¬ 
hört daher stets ein Überblick über sämtliche Schwellen, die man unter den 
nämlichen Auffassungsbedingungen für alle diese Stellen ableitet. Eine solche 
Schwellentafel, wie sie z. B. bei der Untersuchung der Aufmerksamkeits¬ 
verteilung im Sehfeld in das Schema der Fig. 18, S. 326 einzuschreiben ist, 
repräsentiert also dann gewissermaßen einen Querschnitt durch den zeit¬ 
lichen Verlauf der Auffassungsdispositionen der einzelnen Stellen für einen 
Augenblick, in welchem die Instruktion zu einer bestimmten apperzeptiven 
Einstellung, d. h. zur Beachtung der einen und der Nichtbeachtung der anderen 
Stellen, stets so gut als möglich erfüllt war. Diese Tafel bildet somit das 
gesuchte endgültige Symptomenbild des Bewußtseinszustandes 
bezüglich der untersuchten Leistungsfähigkeit und kann mit 
anderen auf die nämlichen Stellen bezogenen Tafeln aus anderen Ein¬ 
stellungen unmittelbar verglichen werden. 
2. Allerdings ist dabei vorausgesetzt, daß neben den äußeren Reizen vor 
allem auch die apperzeptive Einstellung der V.-P. in allen zu einer be¬ 
stimmten Verteilungsform gehörigen Einzelversuchen wirklich immer wieder 
möglichst konstant ausfalle. Hierüber ist ja schon in den einleitenden Para¬ 
graphen das Wichtigste gesagt worden. Es sei daher hier nur auf die be¬ 
sondere methodische Schwierigkeit hingewiesen, die für die Erfüllung der 
Instruktion bezüglich der Aufmerksamkeitsrichtung überhaupt und dann 
natürlich insbesondere für die Konstanz des tatsächlichen Verhaltens besteht, 
wenn die V.-P. ihre Aufmerksamkeit auf eine teilweise oder völlig andere 
Region lenken soll, als in der sie die zu beurteilenden Reize erwartet. 
Wenn auch die V.-P. von dem Wissen, daß bei allen Verteilungsformen
	        
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