Der Einfluß der Vorbereitung- auf eine einzelne Elementarleistung-. 313
einzigen psychischen Akt vollzogenen Leistungen, also gewissermaßen einen
Querschnitt des Bewußtseins durch seinen Zeitverlauf zum Ausdruck bringen,
der von relativ elementaren Gesetzen beherrscht ist. Je länger dagegen die
äußeren Reize und die von ihnen abhängigen direkten Sinneswahrnehmungen
in ihrer vollen Lebhaftigkeit und Frische zur Verfügung stehen, um so mehr
neue Leistungen können in einer diskursiven, d. h. sukzessiv sich auf ver¬
schiedene Punkte konzentrierenden Verarbeitung hinzutreten. Wenn nun
auch natürlich für den Gesamtumfang solcher zusammenhängender Lei¬
stungen ebenfalls gewisse Gesetzmäßigkeiten bestehen und aus dem quanti¬
tativen Resultate gewiß auch charakteristische Symptome der apperzeptiven
Einstellung zu entnehmen sind, so besteht doch hier naturgemäß eine viel
größere Zahl von Möglichkeiten bezüglich der Art, wie die Gesamtleistung
sich aus den Komponenten der einzelnen sukzessiven Unterakte heraus¬
entwickelte. Die Selbstbeobachtung allein aber ist bei längerer unveränderter
Darbietung der sinnlichen Grundlage der Prozesse keinesfalls imstande, die
Einzelleistungen dieser Zeitpunkte auseinander zu halten. Die zeitliche Ab¬
grenzung bildet also eine der wichtigsten Zwischenstufen, die bei der Analyse
der höheren psychischen Prozesse nicht übersprungen werden darf, falls
man sich dann weiterhin auch ein richtiges Bild von der Entstehung um¬
fassenderer Gesamtleistungen auf Grund länger verfügbarer Beobachtungs¬
gegenstände soll machen können.
5. Da aber nun unser Bewußtsein auf eine gewisse Breite der Neuauf¬
fassung gegebener Verhältnisse angelegt ist, die in einem einzigen, auf einen
kurzdauernden Reizkomplex bezogenen Akte auch ohne jede speziellere
Konzentration zu gewinnen ist, so würde man bei jener ersten Gruppe
von Untersuchungen über den Einfluß einer Variation der apperzeptiven
Bedingungen auf die Auffassung eines einzigen Gegenstandes über¬
haupt kein Resultat erlangen, wenn nur ein einziger, deutlich übermerk¬
licher Sinneseindruck als solcher zu erkennen wäre, bzw. wenn er mit
einer die Unterschiedsschwelle in irgend einer Variationsrichtung weit über¬
steigenden Allgemeinheit oder „Ungenauigkeit“ beschrieben werden dürfte,
wie es geschieht, wenn die V.-P. z. B. nur aussagt, daß sie einen Punkt ge¬
sehen, einen Ton gehört oder dgl. Wenn man also die Erkennung eines
Reizes oder einer Relation überhaupt als Indikator verwenden will, so kann
ein objektives Symptom der verschiedenen Vorbereitungsarten bei einer
einzigen Neuauflassung immer nur in dem Maße einer Grenzleistung ge¬
sucht werden, die unter den jeweiligen Bedingungen noch eben möglich ist,
also z. B. in der Schwelle für die Auffassung eines Reizes, bzw. einer Ver¬
änderung überhaupt, oder in der Unterschiedsschwelle für die Vergleichung
eines übermerklichen Reizes mit irgend einer ebenfalls objektiv gegebenen
Norm. Im übrigen können aber natürlich auch alle anderen Maße, die aus
einer Beobachtungsreihe indirekt als bestimmte Einzelwerte abzuleiten sind,
also z. B. das Streuungsmaß der Beobachtung oder der Totalfehler in irgend
einer Vergleichshinsicht, als „Symptome“ der Vorbereitung betrachtet werden,
ohne daß hier auf die Mittelbarkeit oder Unmittelbarkeit der Abhängigkeit
dieser Symptome von den einzelnen Komponenten der Vorbereitung näher
eingegangen werden könnte.