Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Der Einfluß der Vorbereitung- auf eine einzelne Elementarleistung-. 313 
einzigen psychischen Akt vollzogenen Leistungen, also gewissermaßen einen 
Querschnitt des Bewußtseins durch seinen Zeitverlauf zum Ausdruck bringen, 
der von relativ elementaren Gesetzen beherrscht ist. Je länger dagegen die 
äußeren Reize und die von ihnen abhängigen direkten Sinneswahrnehmungen 
in ihrer vollen Lebhaftigkeit und Frische zur Verfügung stehen, um so mehr 
neue Leistungen können in einer diskursiven, d. h. sukzessiv sich auf ver¬ 
schiedene Punkte konzentrierenden Verarbeitung hinzutreten. Wenn nun 
auch natürlich für den Gesamtumfang solcher zusammenhängender Lei¬ 
stungen ebenfalls gewisse Gesetzmäßigkeiten bestehen und aus dem quanti¬ 
tativen Resultate gewiß auch charakteristische Symptome der apperzeptiven 
Einstellung zu entnehmen sind, so besteht doch hier naturgemäß eine viel 
größere Zahl von Möglichkeiten bezüglich der Art, wie die Gesamtleistung 
sich aus den Komponenten der einzelnen sukzessiven Unterakte heraus¬ 
entwickelte. Die Selbstbeobachtung allein aber ist bei längerer unveränderter 
Darbietung der sinnlichen Grundlage der Prozesse keinesfalls imstande, die 
Einzelleistungen dieser Zeitpunkte auseinander zu halten. Die zeitliche Ab¬ 
grenzung bildet also eine der wichtigsten Zwischenstufen, die bei der Analyse 
der höheren psychischen Prozesse nicht übersprungen werden darf, falls 
man sich dann weiterhin auch ein richtiges Bild von der Entstehung um¬ 
fassenderer Gesamtleistungen auf Grund länger verfügbarer Beobachtungs¬ 
gegenstände soll machen können. 
5. Da aber nun unser Bewußtsein auf eine gewisse Breite der Neuauf¬ 
fassung gegebener Verhältnisse angelegt ist, die in einem einzigen, auf einen 
kurzdauernden Reizkomplex bezogenen Akte auch ohne jede speziellere 
Konzentration zu gewinnen ist, so würde man bei jener ersten Gruppe 
von Untersuchungen über den Einfluß einer Variation der apperzeptiven 
Bedingungen auf die Auffassung eines einzigen Gegenstandes über¬ 
haupt kein Resultat erlangen, wenn nur ein einziger, deutlich übermerk¬ 
licher Sinneseindruck als solcher zu erkennen wäre, bzw. wenn er mit 
einer die Unterschiedsschwelle in irgend einer Variationsrichtung weit über¬ 
steigenden Allgemeinheit oder „Ungenauigkeit“ beschrieben werden dürfte, 
wie es geschieht, wenn die V.-P. z. B. nur aussagt, daß sie einen Punkt ge¬ 
sehen, einen Ton gehört oder dgl. Wenn man also die Erkennung eines 
Reizes oder einer Relation überhaupt als Indikator verwenden will, so kann 
ein objektives Symptom der verschiedenen Vorbereitungsarten bei einer 
einzigen Neuauflassung immer nur in dem Maße einer Grenzleistung ge¬ 
sucht werden, die unter den jeweiligen Bedingungen noch eben möglich ist, 
also z. B. in der Schwelle für die Auffassung eines Reizes, bzw. einer Ver¬ 
änderung überhaupt, oder in der Unterschiedsschwelle für die Vergleichung 
eines übermerklichen Reizes mit irgend einer ebenfalls objektiv gegebenen 
Norm. Im übrigen können aber natürlich auch alle anderen Maße, die aus 
einer Beobachtungsreihe indirekt als bestimmte Einzelwerte abzuleiten sind, 
also z. B. das Streuungsmaß der Beobachtung oder der Totalfehler in irgend 
einer Vergleichshinsicht, als „Symptome“ der Vorbereitung betrachtet werden, 
ohne daß hier auf die Mittelbarkeit oder Unmittelbarkeit der Abhängigkeit 
dieser Symptome von den einzelnen Komponenten der Vorbereitung näher 
eingegangen werden könnte.
	        
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