Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Bestimmung von Reiz- und Veränderungsschwellen. 
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definierten Sinne auf eine fortgesetzte Änderung konnte dann jeder einzelne 
Versuch bereits einen Schwellenwert ergeben, ähnlich wie eine ganze Reihe 
bei der Methode der Minimaländerungen mit wissentlich konstanter Variations¬ 
richtung, die vor allem in ihrer Form der Müll er sehen Methode der kleinsten 
Unterschiede (s. S. 277) auf die Ableitung dieser V.-S. unmittelbar zu über¬ 
tragen ist, wobei einfach der zweite konstante Normalreiz N in Wegfall 
kommt. Unter der genannten Voraussetzung dieses Verfahrens könnte wohl 
auch einfach wieder das arithmetische Mittel der in den einzelnen Ver¬ 
suchen gefundenen V.-S. als nächstliegender Hauptwert der gesuchten Ver¬ 
änderungsschwelle gelten. Nimmt man dagegen die Tatsache hinzu, daß die 
Schwelle, die also hierbei eine Zeitschwelle bei gegebener Änderungsge¬ 
schwindigkeit darstellen würde, in jedem Momente des einzelnen Versuches 
selbst in ganz beliebiger, unstetiger Weise schwanken kann, und daß erst eine 
große Zahl von Versuchen^ alle Möglichkeiten dieser Art erschöpft, so läßt 
sich daran denken, die Überlegung, die bei der Methode der Minimal¬ 
änderungen mit unregelmäßiger Variation maßgebend war, auf die V.-S. 
zu übertragen, deren Berechnung dann wiederum erst durch die Ableitung 
von Vollreihen vermittelt wird. Zur Unwissentlichkeit hinsichtlich der je¬ 
weils vorliegenden Stufe dürfte hierbei der V.-P. der Beginn der Veränderung 
nicht genau bekannt sein. Sie ist also zunächst - gewärtig, daß nach dem 
Beginn der Beobachtung überhaupt der Reiz eventuell erst eine beliebige 
Zeit lang völlig konstant bleibt. Doch sind die Bedingungen für die 
einzelnen Versuche wohl um so konstantere, je mehr es durch Häufung der 
Versuche u. ä. gelingt, ohne Aufhebung jener Unwissentlichkeit eine zur 
Konstruktion von Vollreihen ausreichende Zahl von Zeitstufen zusammen¬ 
zubringen, bei denen die Veränderung jedesmal im nämlichen Abstande 
vom Beginn jeder Einzelbeobachtung eingesetzt hat. Die Abstufung vollzöge 
sich bei fortgesetzter Veränderung nur an der erwähnten objektiven Zeit¬ 
marke. Theoretisch würde sich jedoch bezüglich der exakten Bestimmung 
der Schwelle alles natürlich genau so gestalten müssen, wenn die zeitliche 
Abstufung, wie bei W. Sterns akustischen Versuchen, durch einen Stillstand 
der Veränderung selbst herbeigeführt würde. Stern hat freilich einstweilen 
nur eine ungefähre Charakterisierung der V.-Empfindlichkeit unter diesen 
Umständen durch die rel. H. der Erkennungen (mit Unterscheidung von 
Sicherheitsgraden) für ein paar Stufen vorgenommen.* Die Resultate, die er 
in einem einstweilen natürlich ganz zweckmäßig nur angenäherten Verfahren 
fand, dürften jedoch eine Fortsetzung nach genaueren Methoden sehr wohl 
lohnen. 
c) Die Schwellen für plötzliche Änderungen, ihre Verwandtschaft mit 
einigen Formen der Unterschiedsschwellen und ihre besondere metho¬ 
dische Bedeutung. 
Die von Stern bei seinen akustischen Versuchen eingeführte Verände¬ 
rungsart, bei der ein konstantes Anfangs-Stadium durch eine stetige Ver¬ 
änderung mit einem konstanten Endstadium zusammenhängt *), geht unmittelbar 
1) Stern verglich die Beurteilung dieser Veränderung und die Vergleichung ihres 
Ausgangsstadiums mit dem durch eine leere Zeit getrennten Endstadium.
	        
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