Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
geltend gemacht haben, bei den sog. „Interprétateurs“, die bei bestimmten 
Reihen seiner Messungen der Raumschwelle sogar bei der Distanz 0 stets 
eine Zweiheit wahrnahmen und dadurch die Angabe einer Schwelle über¬ 
haupt unmöglich machten. Da aber gerade bei dieser Stufe 0 der Er¬ 
wartungsfehler als solcher rein heraustritt, so läßt sich eine so wenig objek¬ 
tive V.-P. leicht seiner überführen, wenn man nur eine genügende Anzahl 
von „Nullversuchen“, oft auch „Vexierversuche“ genannt, in den Vollreihen 
vorbringt. Durch sofortige nachträgliche Mitteilung der Verfehlung dieser 
Kontrolen wird sich dann meistenteils auch eine objektivere Einstellung er¬ 
zielen lassen, falls der V.-P. selbst überhaupt daran gelegen ist. 
Bei geübteren V.-P. wird aber sowohl bei jener einseitigen Ableitung 
von s0 oder su als auch hier bereits eine passende Größe der Stufen hierzu 
ausreichen, die auch bei durchweg gleich häufiger Darbietung (in zufälliger 
Reihenfolge), eben infolge der Schwelle für wirklich objektiv bedingte 
Wahrnehmungen, den Reiz oft genug unmerklich werden läßt, so daß man 
nicht allzu sicher erwarten muß, daß er bei besonderer Aufmerksamkeit 
bemerkt werden könne. Derartige Versuchsbedingungen bieten jedenfalls 
die an sich nicht uninteressante Möglichkeit, ein Optimum der sog. „Em¬ 
pfindlichkeit“ — bzw. „UnterschiedsempfindHchkeit“ experimentell eindeutig 
So 
aufzufinden, das bei der Hinzunahme jeder weiteren Unwissentlichkeit in 
einer der hier als bekannt vorausgesetzten Richtungen gestört würde. Wenn 
es sich natürlich nur um die Bestimmung eines Fehlerhauptwertes oder der 
„wahren“, vom Äquivalenzwert aus gerechneten Schwellen S, z. B. bei 
Prüfungen des Web ersehen Gesetzes, handelt, wird die getrennte Ableitung 
einer oberen oder einer unteren Schwelle nicht nur unnötig, sondern nach 
dem früher Gesagten sogar untunlich erscheinen. Wo jedoch der ener¬ 
getische Gesichtspunkt der Auffindung physikalischer Äquivalente für mög¬ 
lichst genau umschriebene Leistungen vorwaltet, wird die Ableitung einer 
Schwelle bei wissentlicher Konzentration auf eine einzige Variationsrichtung 
als solche immer ihren Wert behalten. — Wollte man dagegen bei der Be¬ 
stimmung der einfachen Reizschwelle den Erwartungsfehler, weil man ihn 
hier nicht durch eine negative Abstufungsrichtung unter Null beseitigen 
kann, wenigstens durch einen unregelmäßigen und unwissentlichen Wechsel 
der Lage und Art innerhalb eines gewissen Bereiches herabsetzen, so würden 
hiermit natürlich auch für die Wiedererkennung ganz andere psychologische 
Bedingungen eingeführt sein, an die bei dieser absoluten Reizschwelle zu¬ 
nächst nicht gedacht ist. Ja man kann sagen, daß bei jenen Versuchen, 
bei denen es vom energetischen Gesichtspunkt aus eben nicht nur auf die 
Vergleichbarkeit mit anderen Schwellen, sondern auf das absolute Mini¬ 
mum als solches ankommt, Resultate eines geübten zuverlässigen Beobachters, 
dem außerdem auch die jeweilige Abstufungsrichtung bekannt war, von 
besonderem Wert sein können. 
b) Die Untrennbarkeit eines Fehlers der subjektiven Nulllage von dem 
Schwellenmaß. 
Wenn aber nun auch bei solchen Bestimmungen die absolute Reiz¬ 
schwelle ein völlig unanalysiertes Ganzes bildet, so weist doch schon die
	        
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