Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Bestimmung von Reiz- und Veränderungsschwellen. 
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Fg(x) + Ftt(x) = l. [318] 
Man kann daher auch die Verteilungskurven in dem früheren Schema 
Fig. 7 a S. 171 als Veranschaulichung des Materiales von Vollreihen zur 
Ableitung einer absoluten Reizschwelle betrachten, wenn man nur die ge¬ 
strichelte Kurve nicht als Fk(x), sondern als die Kurve Fu(x) der rel. H. 
der Unbemerkheit des Reizes auffaßt. Sobald sich ein unteres Extrem E' 
mit Fg(x) = 0 ableiten läßt, kann jederzeit ein bestimmter Hauptwert des 
Grenzreizes angegeben werden, den wir auch hier mit r0 bezeichnen wollen. 
Falls jedoch, wie es bei der Objektivierung rein subjektiver Vorgänge sein 
muß, bei der Reizstufe 0 auch nur gelegentlich noch positive Urteile Vor¬ 
kommen, wird die mittlere Schwelle unbestimmt.* 1) Es besteht eben in diesem 
Falle im Verlauf der Beobachtung so und so oft gar kein Grenzreiz; denn 
dieser soll doch ein Minimum darstellen, so daß er bestimmte kleinere Reiz¬ 
möglichkeiten als Bedingungen der Wahrnehmung ausschließen müßte, während 
diese hier bis zum Reiz 0 herabreichen. Man könnte also in diesem Falle 
immer nur sagen, welches der mittlere Grenzreiz wäre, wenn man von diesen 
sogar beim Reiz Null möglichen subjektiven Empfindungen entweder völlig 
absieht oder bei ihrem Auftreten die Reizstufe 0 als Grenzreiz gelten läßt. 
Auf jeden Fall ist aber der Schwellenwert, der bei dieser absoluten 
Verwendung des Begriffes mit r0 identisch ist (vgl. S. 165, A. 1), auch bei 
E'^0 immer nur ein völlig unanalysierter Wert des Bedingungsextremes, 
ähnlich wie die sog. „physikalische“ Unterschiedsschwelle s0 = r0 — N nach 
S. 250, die einfach den Abstand des Grenzreizes vom Normalreiz bedeutet, 
mit dem hier die Stufe 0, zunächst schon rein äußerlich betrachtet, eine ge¬ 
wisse Analogie aufweist. 
Die einfache Reizschwellenbestimmung gleicht übrigens auch schon hin¬ 
sichtlich der subjektiven Urteilsbedingungen, die mit dieser Einseitigkeit der 
Ableitung einer einzigen Grenzkurve Fg (x) Zusammenhängen, Versuchen 
mit alleiniger Ableitung einer oberen oder einer unteren Unterschieds¬ 
schwelle, bei denen der Beobachter zugleich nicht nur genau weiß, daß es 
sich nur um diese eine U.-schwelle handelt, sondern sich auch über die 
Reizlage des V völlig im klaren ist. Hieraus kann aber bekanntlich 
ein starker Erwartungsfehler resultieren, wenn außerdem auch noch, wie bei 
der früheren Methode der Minimaländerungen, eine bestimmte Abstufungs¬ 
richtung eingehalten wird, oder wenn die Stufen auch nur so gewählt sind, 
daß sie auch bei regelloser Darbietung den Reiz sehr häufig erkennen lassen. 
Ähnliche Ursachen mögen sich wohl auch bei dem zweiten „Typus“ Binets 
Ebenmerklichkeit Fg(x) und eine solche der deutlichenMerklichkeit Fs(x), die 
bei einem neuen Extrem E zur Höhe 1 aufsteigt. 
1) Hierbei steigt also F u (x) überhaupt nicht bis zur vollen Höhe 1 auf, wie wenn 
Schema Fig. 7 a vor dem linken Rand abgeschnitten würde. — Bei drei Fällen u, g, g, 
bei denen natürlich außer den Extremen E' und E für g auch noch die neuen Extreme 
E' und E für g in Frage kommen, kann unter Umstanden nur die Kurve für g von 
dieser unteren Verkürzung betroffen werden, so daß nur die „Vorschwelle“ s' unbe¬ 
stimmt wird, die entweder direkt als Mittel des K.-G. Fg(x) oder aus der Reduktion 
auf zwei Fälle u undg + g (S. 179) zu berechnen wäre; dagegen kann dann eine Haupt- 
schwelle der deutlichen Merklichkeit aus der Reduktion auf u + g und g sicher be¬ 
rechnet werden.
	        
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