Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die historischen Hauptmethoden der Schwellen- und Fehlermessung. 
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Ebenso erhält man aber die Wahrscheinlichkeit PL dafür, daß xv als r0 (E.M.a) 
befunden werde, als 
P v = Fg(Xn) •Fg(xn_i) . . . Fg(xv + i) • (1 Fg(xv)) , [317] 
und analog berechnen sich Qv und Qv' aus den rel. H. Ft(x). 
Entgegen der Urbanschen Annahme ist aber der resultierende Wert 
r :■ v':;; lS llil 
im allgemeinen, d. h. ohne Einführung einer zu r(C) symmetrischen Ände¬ 
rung der Urteilshäufigkeiten und ohne gleichzeitige symmetrische Anordnung 
der Reizstufen, durch diese Überlegungen mit r(C) analytisch nicht in 
Übereinstimmung zu bringen, wie auch schon Müller angenommen 
hat. Wenn also Urban bei der vergleichenden Behandlung seines S. 145ff. 
genannten umfangreichen Materiales nach den alten Rechen Vorschriften der 
Minimaländerungen rein empirisch eine gute Übereinstimmung seiner 
Werte r (E. M.) mit den gleichzeitig nach Lagrange (vgl. § 30,b) interpolierten 
Werten r(C) fand, so hängt dies nur damit zusammen, daß seine Urteilskurven 
in der Tat von der ^-Funktion meistens nur rein zufällige Abweichungen 
zeigten und daß seine Abstufung der Reize glücklich gewählt war. 
Daß die Berechnung der Werte r (E. M.) die tatsächlichen Urteilsver¬ 
hältnisse, die von bestimmten mittleren Bedingungsextremen r0 und ru und 
deren Streuungsmaßen repräsentiert sein sollen, ohne jene im allgemeinen 
nicht vorhandene Symmetrie nur ungenügend wiedergeben kann, ersieht 
man auch schon daraus, daß manche Einzelversuche bei der Ab¬ 
leitung dieser Werte völlig unberücksichtigt bleiben, während bei 
unserer Behandlung der Vollreihen nach dem Prinzipe des a. Mittels, also in 
den r(9l) und ihren Streuungsmaßen D und M, jeder Einzel versuch zur 
Geltung gebracht wird. Es seien z. B. zwei konkrete Reihen von Ur¬ 
teilen nach der Minimaländerung bei regelloser Stufenfolge abgeleitet, deren 
oberes, r0 enthaltendes Stück folgendermaßen laute, wobei wir die Einzel¬ 
urteile kleiner, gleich, größer mit deutschen Buchstaben f, n, g und dem 
Index der Stufe x„ markieren: 
1) Ül)> Ü2 (ü)' 031 ^4 (Ü)' (^ö)' 06 
2) 03» 04' «5 to 06 
In beiden Reihen liegt r0(E.M.i) bei x3 und r0(E.M.a) bei x5. Der Ver¬ 
such mit x4, der in beiden verschieden ausfiel, kommt also über¬ 
haupt nicht zur Geltung, und das nämliche würde für eine beliebig 
größere Zahl von Stufen gelten, die man sich in sonst analogen Reihen an 
die Stelle von x4 gesetzt denkt. Wenn man sich freilich, wie bei der früheren 
Anwendung der Minimaländerungen angenommen war, die Lage des Grenz¬ 
reizes innerhalb der nämlichen Reihe konstant denken dürfte, käme 
ein solches Intervall zwischen ra und ri, wie oben gesagt, überhaupt nicht in 
Betracht. Man könnte eben dann in einer konkreten Reihe die augen¬ 
blickliche wahre Lage des Grenzreizes wirklich unmittelbar beobachten.
	        
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