Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die historischen Hauptmethoden der Schwellen- und Fehlermessung. 
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Gerade diese zuletzt genannte rel. H. aber, welche zuerst in § 14,3 erläutert 
wurde, ist der Beobachtungswert F(x) jener Verteilungsfunktionen bei der Ur¬ 
teil sfindung, insbesondere also auch beiFu(x), der allein zu den Bedingungs- 
extremen der Schwelle in § 29 in eine feste Beziehung gebracht werden 
konnte. Während bei der Methode der Vollreihen jede einzelne Stufe wo¬ 
möglich gleich oft, jedenfalls aber in einer bekannten Zahl von Wieder¬ 
holungen und womöglich auch während einer bekannten Expositionszeit zur 
Beurteilung dargeboten ist, fehlt bei der Herstellungsmethode bisher jede 
Kenntnis davon, wie oft und wie lange jede einzelne Reizstufe als g oder k 
beurteilt wird, bevor man von ihr aus zu einer dem Normalreiz N ähnlicher 
erscheinenden Stufe weiter schreitet. Man konnte nun bisher allerdings 
auch nichts Entscheidendes gegen die vor allem von G. F. Lipps vertretene 
Annahme einwenden, daß, wenigstens bei vielen Versuchen, auf jede Stufe 
ungefähr gleich viel Urteilsakte entfallen. Denn wenn auch die V.-P. bei 
ihrer Absicht zur Gleichem Stellung möglichst schnell in den jeweiligen 
Schwellenbereich r0 — ru zu gelangen sucht, um dann hier langsamer fort¬ 
zuschreiten oder vielleicht sogar noch etwas hin- und herzugehen, so könnte 
sich diese Bevorzugung wegen der relativen Größe der Schwankungen des 
jeweiligen wahren Bereiches r0 — ru doch wenigstens innerhalb des Haupt¬ 
gebietes der Unsicherheit wieder einigermaßen ausgleichen. Indessen ist 
diese Frage dazu angetan, rein empirisch durch eine objektive Re¬ 
gistrierung der gesamten Einstellungsbewegung beantwortet zu 
werden, wie ja die Herstellungsmethode überhaupt in der manuellen 
Tätigkeit des Beobachters auch für die Reaktionsmethoden ein inter¬ 
essantes Problem abgibt. Da freilich bei einer stetigen Einstellungs¬ 
bewegung den einzelnen Reizstufen nicht leicht bestimmte Urteilsakte zuzu¬ 
ordnen sind, so kann es sich wohl nur um den Nachweis handeln, daß keines 
der als Abszisseneinheit gewählten Intervalle zwischen den Extremen E0 und 
Ea weder hinsichtlich der Gesamtdauer seiner Einstellung noch durch eine 
besondere, auf eine andere zeitliche Gliederung der Urteilsakte hindeutende 
Bewegungsform bevorzugt ist. Wegen der Kontrollierbarkeit der Konzen¬ 
tration auf die Aufgabe dürfte das Resultat wohl auch von der mit dem 
Übergang zu den Reaktionsmethoden zusammenhängenden Nebenwirkung 
wenig beeinflußt werden, die von dem auch hier kaum vermeidlichen Wissen 
der V.-P. ausgeht, daß ihre Einstellungsbewegung in allen ihren Einzel¬ 
heiten gleichzeitig registriert wird. Die Resultate, die mit einem von mir 
angegebenen einfachen Apparate zur Registrierung der Einstellungsbewe¬ 
gung bei Augenmaßversuchen dieser Art von Stephanowitsch bisher ge¬ 
wonnen wurden, sprechen nun durchaus für die Müllersche Auf¬ 
fassung über den Verlauf der Einstellungsbewegung, wonach auch 
im Mittel aus sehr vielen Versuchen eine prinzipielle weitgehende 
Verschiedenheit bezüglich der Beschäftigung mit den einzelnen 
Reizstufen übrig bleibt.1) 
1) Ob die Differenzen zwischen den einzelnen Reizstufen in dieser Hinsicht irgend 
eine Gesetzmäßigkeit enthalten, die wenigstens bei einer entsprechenden Gewichts¬ 
korrektur eine Angleichung an die Methode der Vollreihen ermöglichte, ist bisher 
noch nicht zu entscheiden.
	        
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