Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die subjektiven Äquivalente und die Unterschiedsschwellen. 
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Literatur gegenwärtig noch in Betracht kommen l) und bei dem Stande der 
Probleme als mögliche Ausgangspunkte einer erfolgreichen empirischen 
Fehleranalyse wenigsten noch nicht ausgeschlossen werden dürfen, so waren 
doch gemäß unseres allgemeineren Begriffes des K.-G. auch die Formulie¬ 
rungen über die repräsentative Funktion in § 15, S. 44 bereits so allgemein 
gehalten, daß unter Umständen noch ganz andere sachliche Gesichtspunkte 
für die Wahl der Hauptwerte in Betracht kommen sollten, falls das Wesen 
des in jedem Augenblick verwirklichten „Exemplares“ des K.-G. es erforder¬ 
lich machen würde. Dieses suchten wir uns nun bereits in den Vorüber¬ 
legungen S. 167 ff rein theoretisch an. der Annahme völlig konstanter 
Bedingungen klar zu machen, die das Äquivalent in einer Form zur Geltung 
kommen lassen, in der es dann auch in einem gegebenen Augenblicke 
der Schwankungen wirksam sein wird. Hierbei erschien uns aber eben dieses 
Äquivalent gerade nicht als punktuell, sondern als ein ganzes Ur¬ 
te il sgebiet, das von der einen hierbei als konstant betrachteten Grenz¬ 
abszisse r0 bis zur anderen ru reicht, so daß die Verteilungsfunktion dieses 
K.-G. Fa (x), falls man bei jener absoluten Konstanz noch von einem solchen 
sprechen darf, ein Rechteck zwischen diesen beiden Ordinaten r0 und ru 
darstellen würde. Dabei ist also zunächst noch vorausgesetzt, daß die Urteile 
innerhalb dieses ganzen Gebietes unter sich wirklich so homogen sind, daß 
sie durch die Reproduktionsmethode nicht noch weiter in exakter Weise 
differenziert werden könnten, d. h. es soll entweder der Unterschied zwischen 
jenen glatten Gleichheitsurteilen und den sonstigen u-Fällen als ein rein zu¬ 
fälliger angesehen oder überhaupt nur noch der K.-G. der reinen Gleich¬ 
heitsfälle in Betracht gezogen werden. Vielleicht könnte sich nun jemand vom 
Standpunkte der reinen experimentellen Bewußtseinsanalyse aus damit be¬ 
gnügen wollen, dieses Urteilsgebiet einfach festzustellen, das dann höchstens 
noch, wegen der tatsächlichen zufälligen Schwankungen, durch die Differenz 
bloßer Hauptwerte der'Schwellen, z. B. r0(3l)—ra (31) auszudrücken wäre. 
Man würde also dann auch die Fehler nur innerhalb gewisser Grenzen x 
und x + (r0 — ru) anzugeben haben. 
Nach den obigen Forderungen S. 241 soll aber ja die Vergleichsmethode 
viel mehr leisten und ein Verfahren an die Hand geben, das aus den Daten 
einer Vollreihe einen Äquivalenzwert A zu einem Normalreiz N berechnen 
läßt, der jene vollständige Umkehrbarkeit des aus ihm berechneten Fehlers 
A—N auch trotz der Unsicherheitsregion empirisch realisierbar macht. 
Dieses Äquivalent muß aber dann natürlich ebenso wie die Abszisse des 
Normalreizes N ein punktueller Wert sein, weil .eben der Nachweis 
jener Umkehrbarkeit darin besteht, daß der Äquivalenzwert der 
einen Versuchslage A1? als Normalreiz der anderen Versuchslage 
N2 eingeführt, ein mit Nt übereinstimmendes A2 liefert. Somit 
kann die Erfüllung der Relation 
A1=N2 A2=N1; [296] 
die ich als „Korrespondenz der Äquivalente bei Umkehrung der 
1) Vgl. A. Lehmann, Beiträge zur Psychodynamik der Gewichtempfindungen, 
Arch. f. d. ges. Psychologie, VI, 1906, S. 484ff.
	        
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