Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die subjektiven Äquivalente und die Unterschiedsschwellen. 
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a um f verschiedene Reiz a—f=b mit dem auch von b um f, von a also 
um 2f entfernten Reiz a—2f äquivalent befunden werden. Lehmann be¬ 
trachtet nun die hieraus rein analytisch folgende Notwendigkeit, daß die 
Gleichung 
a + (a-2f)__b 
wieder auf den in beiden Lagen gleichen Normalreiz b = N = a—f zurück¬ 
führt, als „Elimination“ des Fehlers durch die Bildung des arithmetischen 
Mittels aus den äquivalenten Yergleichsreizen Ya und Yb in den beiden 
entgegengesetzten Yersuchslagen, die nach [295] und [295 a] einzeln für 
sich mit dem Fehler -f- f und —f behaftet wären. Doch erachtet 
Lehmann die genannte Voraussetzung nur bei dem sog. „Raumfehler“ 
(Fechner) erfüllt, der etwa in unserem obigen Beispiel allein vorhanden 
wäre, wenn die direkt und die indirekt gesehene Strecke nur in verschiedener 
„Raumlage“, aber gleichzeitig zum Vergleich dargeboten würden. Die Herkunft 
des „Totalfehlers“ ist jedoch eine andere, wenn zu der Verschiedenheit der 
Raumlage noch eine solche der „Zeitlage“ hinzutritt, zwei Fehlerquellen, 
mit denen Fechner bei der passiven Beurteilung fertig dargebotener Reiz¬ 
stufen die Elementarkonstruktion des Totalfehlers für erschöpft ansah. Sie 
vereinigen sich, wenn z. B. die foveal gesehene Strecke zuerst und die. 
peripher abgebildete darnach allein für sich dargeboten wird, also ein 
Sukzessiv vergleich vorliegt. Zunächst kann aber natürlich auch nur ein 
reiner „Zeitfehler“ ohne gleichzeitigen „Raumfehler“ zustande kommen, 
wenn die beiden Yergleichsstrecken A und B sukzessiv in der nämlichen 
Lage auftreten. Allerdings wird auch bei der simultanen Darbietung 
und der Vorschrift zu simultaner Auffassung zweier Strecken die 
psychologische Stellung der beiden Bewußtseinsinhalte bei der geistigen 
Verarbeitung bis zur Reproduktion des Urteils nicht immer gleichzeitig die 
nämliche sein. Aber diese „Zeitlagen“ der für das Resultat entscheidenden 
Zuständlichkeiten jedes der beiden Bewußtseinsfundamente der Relation 
sind hierbei unter Umständen nicht weiter kontrollierbar und können 
dann nicht wie sog. „systematische“ Fehler in Betracht gezogen werden. 
Auch bringt die Simultan Wahrnehmung keineswegs etwa immer einen geringeren 
Fehler mit sich, da die Sukzession ihrerseits doch auch wiederum manche 
gegenseitige Störungen bei gleichzeitigen direkten Sinneswahrnehmungen 
beseitigt. Die von Fechner hierbei, sogleich in Erwägung gezogene 
Frage nach der Kombination der einzelnen Komponenten kommt aber hier 
bei dem Begriff des Totalfehlers und seiner Umkehrbarkeit noch nicht in 
Betracht, bei der sowohl die Lage A als auch die Lage B immer eine ganz 
bestimmte Verbindung aller gleichzeitig wirksamen Fehlerquellen 
bedeutet. An jener „Umkehrbarkeit“ der Lage des N und V ohne 
Verschiebung des absoluten Fehlerbetrages für das äquivalente 
Reizpaar a,b kann also auch durch die Einführung des „Zeitfehlers“ 
gar nichts geändert werden. 
Müller faßt jedoch auch seinen Satz so allgemein, da er bei 
kleinem d die Verschiedenheit der Nachwirkung vernachlässigen zu können 
glaubt. Doch erkennt auch er bereits die besonderen Schwierigkeiten der
	        
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