Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psyehophysik. 
wurde, nicht nur die Gleichheit oder Verschiedenheit überhaupt, sondern 
auch die speziellen Grade der Verschiedenheit zweier oder mehrerer quan¬ 
titativ abstufbarer Wahrnehmungsinhalte. So kann z. JB. bei einer Reihe 
von Extensionen oder Intensitäten die Proportion, in der die entsprechen¬ 
den Bewußtseinsinhalte der Wahrnehmungen als solcher zu einander stehen, 
unmittelbar mit derjenigen der äußeren Reize verglichen werden. Aber 
hieraus kann sich noch keine eindeutige logische Wertung der einen oder 
anderen Reihe im ganzen als „richtig“ oder „falsch“ ergeben, da nicht nur 
eine einzige Reihe möglich ist, deren innere Verhältnisse mit den objektiven 
widerspruchslos zusammenstimmen. Es sind vielmehr die verschiedensten 
Systeme der subjektiven Auffassungen jedes einzelnen Reihengliedes A, B, 
C; A', B', C' usw. denkbar, die sämtlich den ihnen „zugrunde liegenden“ 
Reizen „richtig“ proportional sein können, trotzdem die einzelnen A, A', A" 
usw., die dem gleichen Reizquantum zugeordnet sind, unter sich beliebig 
differieren. Solange man sich auf zwei einzelne Vergleichsreize 
beschränkt, könnten also auch jene sog. „Fehler“, d. h. die objek¬ 
tiven Reizdifferenzen bei subjektiver Gleichheit, zunächst immer 
widerspruchslos so gedeutet werden, daß eine Auffassung A aus 
dem einen Abbildungssystem auf diejenige A' aus einem anderen 
System bezogen wird. 
In diesem Falle kann also der „Fehler“ zunächst immer nur dem 
Ganzen der Beziehung zwischen diesen Sinneswahrnehmungen 
zugeschrieben werden, die den beiden unter sich verschiedenen Auffassungs¬ 
weisen des nämlichen Quantums irgendeiner abstufbaren Reizqualität ent¬ 
stammen, und diese Beziehung muß natürlich notwendig immer absolut 
„falsch“ werden, falls ihre Fundamente aus verschiedenen, wenn auch in 
sich widerspruchslosen Abbildungssystemen entnommen sind. Dieser Fehler, 
der hiermit noch in in keiner Weise analysiert, d. h. weder in Komponenten 
zerlegt noch unter die beiden Vergleichsinhalte aufgeteilt wird, soll im 
folgenden der „Totalfehler“1) einer Vergleichung heißen. 
b) Die Unabhängigkeit des Totalfehlers von der Vertauschung der Lage 
des Haupt- und Vergleichsreizes. 
Der Totalfehler einer Vergleichsrelation kann nun offenbar von jedem 
der beiden subjektiv äquivalenten Inhalte wie von einer rein relativen 
Norm aus betrachtet werden, wobei er dann beide Male mit verschiedenem 
Vorzeichen anzusetzen ist; d. h. der Totalfehler erscheint jederzeit 
genau umkehrbar, sofern man ihn zunächst wirklich nur auf die beiden 
subjektiven Äquivalente bezogen denkt, an denen er durch eine Abstufung 
des einen der beiden Vergleichsreize festgestellt werden soll. Es seien a 
und b zwei solche Äquivalente, z. B. zwei bei fixierendem Blick subjektiv 
gleiche Raumstrecken, von denen etwa die eine auf der Stelle des deutlichsten 
1) Dieser rein induktive Begriff ist mit dem des „Gesamtf ehlers“ nach G. E. Müller 
(Gesichtspunkte usw. S. 65) nicht völlig identisch, da er zunächst ausdrücklich ohne jede 
Beziehung zu bestimmten Komponenten gebraucht wird, wobei Müller seinerseits einfach 
vom „Fehler“ spricht. Den Terminus des „Gesamtfehlers“ verwendet er dagegen a, a. 0. 
speziell für die vier Kombinationen des Raum- und Zeitfehlers nach Fechnerin einer 
bereits mehr deduktiven Betrachtung.
	        
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