Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Methodik der Reizung von Zentralteilen. 
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Nadel ragte, um Verbiegung zu verhindern, nur 15 mm über den Messingstift 
hervor, in welchem sie befestigt war. 
2. Methodik von Horsley und Clarke. 
Die im vorigen geschilderten sinnreichen Methoden der Ludwigschen 
Schule, deren Prinzip am Warmblüter später, wie es scheint, nur von Negr o 240) 
angewendet worden ist, wurden in neuester Zeit von Horsley und Clarke 143) 
auf dem Wege unabhängiger Erfindung weiter ausgebildet und zu hoher 
Vollendung gebracht. Die Methodik der genannten Autoren, welche zu den 
besten in diesem ganzen Untersuchungsgebiet vorhandenen gehört, erscheint 
berufen, in Zukunft ein ebenso unentbehrliches wie ergiebiges Hilfsmittel 
zur Untersuchung des Zentralnervensystems zu werden. Obwohl an dieser 
Stelle streng genommen nur die eigentliche Reizvorrichtung Platz zu finden 
hätte, so soll doch eine zusammenhängende Darstellung des ganzen Ver¬ 
fahrens gegeben werden, da besonders die Methode zur topographischen 
Festlegung jedes beliebigen Punktes der Hirnmasse nur im Zusammenhang 
mit der Reizmethodik richtig gewürdigt werden kann.*) 
Bei der durch die Schwierigkeit der zu lösenden Aufgaben notwendigen 
großen Kompliziertheit der Apparate ist es mir leider nicht möglich, auf 
dem mir zur Verfügung stehenden Raum alle Einzelheiten so zu beschreiben, 
daß danach die richtige Benutzung der Methode ohne weiteres möglich wäre, 
auch wäre dies ohne vollständige Mitteilung der zahlreichen Abbildungen 
und ihrer eingehenden Erläuterungen nicht möglich. Ich muß mich deshalb 
damit begnügen, die Grundzüge des Verfahrens zu schildern, so daß ein 
jeder zum mindesten beurteilen kann, wann dasselbe anzuwenden ist, und 
welche große Sicherheit den gewonnenen Ergebnissen zukommen wird. 
Die Methodik der englischen Forscher besteht im Prinzip darin, daß 
ähnlich, wie oben beschrieben, eine Reiznadel in drei senkrecht zu einander 
stehenden Ebenen verschoben werden und die Verschiebung abgelesen 
werden kann, so daß man den Ort der Nadelspitze genau kennt. Die 
Methode geht aber über die Bemühungen der Ludwigschen Schule darin 
prinzipiell hinaus, daß für das ganze Gehirn eine genaue Topographie ge¬ 
geben wird, nach welcher für jeden Punkt der Abstand von drei senkrecht 
zu einander stehenden Koordinatenebenen ermittelt werden kann. Da die 
Nadel in denselben drei Ebenen geführt wird, läßt sich ganz genau voraus¬ 
bestimmen, wie die Nadel eingestochen werden muß, um einen gewünschten 
Punkt zu treffen. 
Das von Clarke stammende topographische Verfahren, welches 
zunächst geschildert sei, projiziert das Schädelinnere nicht auf die Schädel¬ 
oberfläche, sondern, wie schon angedeutet, auf drei Ebenen, eine sagittale, 
horizontale und frontale. Die Horizontalebene wird durch die Mitte beider 
äußeren Gehörgänge und die Mitten des unteren Randes der Orbita gelegt; 
die Frontalebene geht, zur vorigen senkrecht, durch die Mitten beider äußeren 
Gehörgänge, während die Sagittalebene den Schädel senkrecht zu den beiden 
vorigen Ebenen in Längsrichtung halbiert. Mit einem besonderen Instrument, 
*) Über den der Zerstörung von Zentralteilen dienenden Teil der Methodik vgl. 
S. 42.
	        
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