1. Provinz Sachsen, Anhalt und Braunschweig.
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mindestens aus dem 18. Jahrhundert stammend, und vorteilhaft beeinflusst
durch das verhältnismäßig trockne Klima, günstige wechselnde Bodenverhält¬
nisse und besseren bis ganz sandigen, aber durchweg warmen Boden, welcher
einem guten Ausreifen des Saatgutes förderlich ist. Die Ertragsfähigkeit des
Bodens ist eine hohe. Diesem Umstande ist es auch wohl zuzuschreiben,
daß Quedlinburger Getreidesorten bei den Sorten versuchen immer verhältnis¬
mäßig gut abgeschnitten haben, so früher der Mett esche Squarehead und
jetzt der Himmelsche Roggen.
Nach Mitteilungen der Firma Heinr. Mette sind für das Klima der zwischen
den nördlichen Vorbergen des Harzes gelegenen Feldmark Quedlinburgs
besonders charakteristisch: ein kalter Winter, ein herbes, nachtfrostreiches
Frühjahr, der Mangel an warmen Südwinden, welche durch den vorgelagerten
Harz abgehalten bzw. erkaltet sind, und ein Sommer mit häufigem, schroffem
Witterungswechsel. Während dieses rauhe Klima jeden Schwächling unter
den Individuen vernichtet, erzieht es den überlebenden Pflanzen eine große
Abhärtung und Genügsamkeit, sowie ein sehr weitgehendes Anpassungsver¬
mögen an die verschiedensten klimatischen Verhältnisse an und erzeugt
Samen, welcher auch unter den ungünstigsten Bedingungen frohwüchsige
Produkte, sowie infolge dieser unwillkürlichen Zuchtwahl, konstant gezogene,
nicht ausartende Pflanzen liefert.
Die Höhe über NN. beträgt 122,58 m, der durchschnittliche Barometer¬
stand 749,5 mm; die mittlere Temperatur des Sommerhalbjahres + 14,16° C.,
des Winterhalbjahres + 2,54° C., vorherrschender Wind ist WSW., die
mittlere Regenhöhe 400 mm.
Der tiefgründige, fruchtbare Boden wird größtenteils aus humosem,
diluvialem Lehm gebildet, während tief im Untergrund die Ablagerungen
des Lias und der Kreide ruhen. Diese Formation tritt in vereinzelten
Höhenrücken, welche von Ost nach West die Landschaft durchqueren, zu¬
tage und zeigt hier in ihren Verwitterungsböden je nach dem Zustand der
Verwitterung die mannigfaltigsten Zusammensetzungen und Übergänge vom
schweren Ton (Kley) zum leichten Sandboden. Dieser Wechsel der Boden¬
arten ermöglicht es, den extremen Ansprüchen der einzelnen Gewächse gerecht
zu werden.
Von den genannten natürlichen Wachstumsfaktoren hat in erster Linie
das Klima die Heranzucht von Sämereien begünstigt und dem Züchter den
Weg gewiesen, sich die hierdurch bedingte natürliche Auslese zunutze zu
machen, so daß im Verein mit den eben erwähnten Bodenverhältnissen und
mit dem Fortschreiten der Zuchttechnik die heutige Ausdehnung der Samen¬
zucht in der hiesigen Gegend ihre Erklärung findet. Aus der großen An¬
zahl der dort ansässigen Firmen werden diejenigen, die für landwirt¬
schaftliche Sämereien wichtig sind, nach den von ihnen selbst gegebenen
Darstellungen aufgeführt.