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Die speziellen Gesetze der Gefühle.
so ein, dafs man mit einem der Sonne ziemlich fern liegenden
Punkte anfängt, und dreht man ihn darauf langsam in der
Richtung auf diese, so wächst die Intensität des Spektrums, bis
dieselbe hei direkter Einstellung auf die Sonne und hinlänglich
grofsem Spalt unerträglich wird. Läfst sich nun in dieser Reihe
immer stärker werdender Empfindungen ein Punkt nachweisen,
wo man weder Lust noch Unlust fühlt? Meinen Erfahrungen
nach ist dies entschieden zu verneinen. Unter gewöhnlichen Ver¬
hältnissen wird man etwas beobachten, das der Horwiczschen
Erscheinung gänzlich entspricht. Während man noch die Farben¬
pracht geniefst, fängt man an, ein gewisses Mifsfallen zu spüren
bei der Anstrengung, welche die Akkommodation an das starke
Licht erfordert. Woher die Unlust herrührt, läfst sich zwar nicht
mit Sicherheit angeben, es ist aber doch eine recht wahrschein¬
liche Annahme, dafs die gewaltige Kontraktion der Pupille, das
unwillkürliche Zusammenkneifen der Augenlider und das damit
verbundene starke Runzeln der Stirnhaut im Verein die un¬
angenehme Empfindung der Anstrengung hervorrufen können.
Eine solche Empfindung ist nun jedenfalls vorhanden, ehe die
schmerzhafte Blendung eintritt, und somit wird die genaue
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Bestimmung des Ubergangspunktes zur Unmöglichkeit, ganz
ebenso wie bei den Wärmeempfindungen. Das Resultat unserer
Versuche wird also, dafs sich bei an wachsender Empfindungs¬
stärke kein neutraler Übergangspunkt aus Lust in Unlust nach-
weisen läfst. Und die Ursache hiervon ist wahrscheinlich die,
dafs die starken Eindrücke, durch welche der Übergangspunkt
hervorgerufen werden sollte, die Sinnesorgane so stark affizieren,
dafs unangenehme Nebenwirkungen sentstehen, ehe die bestimmte
Vorstellung selbst unlustbetont wird. Es ist also ganz wahr¬
scheinlich, dafs es einen neutralen Punkt geben würde, wenn
diese Nebenwirkungen nicht stattfänden, da diese sich aber
nur mittels ganz besonderer Versuchsvorrichtungen vermeiden
lassen [45], hat dies offenbar kein grofses praktisches Interesse.
Wir können nun den Inhalt des vorliegen Abschnittes wie
folgt zusammenfassen:
240. „Gesetz für die Abhängigkeit des Gefühls von der
Stärke der betonten Vorstellung“ :
Damit ein Gefühlston an eine Vorstellung gebunden werde,
mufs diese ein gewisses Minimum der Stärke, die intensive Schwelle
überschreiten, deren Gröfse für eine gegebene Vorstellung wahr-