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kann unlösbare Verbindung oder Verkoppelung von Merkmalen
Vorkommen: im extremen Falle würde der Mischling dann ganz
dem Vater oder der Mutter gleichen. Endlich kann die einmal
erzeugte Combination sofort völlig constant bleiben oder aber
in den folgenden Generationen auch andere Combinationen (theil-
weise constant) hervorbringen, also eine sogenannte Spaltung
erleiden. Diese kann wiederum eine reine (d. h. in einfachmerk¬
malige Individuen) sein oder eine (theilweise) unreine, d. h. in
doppelmerkmalige neben einfachmerkmaligen (entweder durch¬
wegs constanten oder theilweise sich weiter spaltenden). Es ist
keineswegs principiell nothwendig, dass sich in einem bestimmten
Kreuzungsfalle alle Merkmale nach einem und demselben
Schema von den angedeuteten 32, beziehungsweise 64 verhalten.
Von diesen Schematen sei hier nur das einfachste, das klassische
Schema Mendel’s, welches dieser für die von ihm studirten
Merkmale gewisser Erbsen- und Bohnenrassen zutreffend fand,
kurz erläutert. Nach demselben kommen die einzelnen Merkmale
an allen Individuen der ersten Generation und an allen Theilen
jedes einzelnen Individuums gleichmässig zur Ausbildung. Ferner
weisen die erzeugten Hybriden nur je eines von den beiden con-
currirenden Merkmalen der Eltern rein und unvermischt auf;
dasselbe wird das „dominante” genannt, das andere „recessive”
tritt erst wieder zu Tage in der zweiten Generation, welche
durch Selbstbestäubung oder Kreuzung unter den Mischlingen
gleicher Elternformen erzeugt ward. Es findet also in der zweiten
Generation eine Spaltung statt, indem sich das dominante Merk¬
mal an dreimal so viel Individuen ausprägt, wie das recessive.
Da die einzelnen Merkmale sich im Allgemeinen selbständig ver¬
halten, finden sich bei genügend grossem Material alle möglichen
Combinationsfälle in bestimmten Zahlenverhältnissen vor. Für den
Züchter gilt es aber, alle diese Combinationen zu erhalten und
die wenigstens in einem bestimmten Merkmale constanten
Formen, die sich unter gleichgestalteten aber inconstanten
verbergen können, zu ermitteln: dazu bedarf es jedoch eines
sehr sorgfältigen Anbaues im Grossen, eventuell des Schützens
vor Fremdkreuzung auch in den späteren Generationen und
des Erntens nach einzelnen Individuen, was später noch
eingehend erörtert werden soll. Es ist ferner für die rationelle
Züchtung von ganz besonderer Bedeutung, dassdiedemMendel’-
schen Schema folgenden „recessiven” Merkmale, einmal
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