Ober Zuckerbildung aus Nichtsuckerstoffen
durch Schimmelpilze.
Von
S. Kostytschew.
(Aus dem pflanzenphysiologischen Laboratorium der Universität St. Petersburg.)
(Der Redaktion angegangen am 18. September 1920.)
Als Material der Pflanzenatmung dienen in erster Linie
Zuckerarten. Es ist gegenwärtig allgemein anerkannt, daß
die Atmung der Samenpflanzen als eine Zuckeroxydation an¬
zusehen ist, und ich halte es für überflüssig, diese Frage
ausführlich zu erläutern, um so mehr als eine Übersicht der
einschlägigen Literatur in allen Lehrbüchern der Pflanzen¬
physiologie und Pflanzenchemie zu finden ist.
Das vorrätige Atmungsmaterial der Samenpflanzen besteht
entweder aus Kohlenhydraten oder aus Fetten. Letztere
werden, wie bekannt, zuerst in Zucker verwandelt und als
Zucker veratmet; wir sind also wohl berechtigt, anzunehmen,
daß Samenpflanzen über eine beständige „Garnitur“ der für
Verarbeitung des Betriebsmaterials dienenden Fermente ver¬
fügen. Es sind erstens die Fermente der alkoholischen Gä¬
rung, die eine primäre Zuckerspaltung bewirken und labile
intermediäre Gärungsprodukte erzeugen, zweitens aber oxy¬
dierende Fermente, die eine Oxydation der Gärungsprodukte
einleiten. Schon längst habe ich dargetan, daß oxydierende
Fermente der Pflanzen nicht imstande sind, Zucker direkt
anzugreifen, aber die in angegorenen Zuckerlösungen enthal¬
tenen Stoffe unter C02-Bildung oxydieren1). Anderseits ist
Äthylalkohol, das Endprodukt der alkoholischen Gärung, kein
l) S. Kostytschew, Diese Zeitschr. Bd. 67, S. 116 (1910).