Zur Kinetik der zellfreien Gärung.
Von
Otto Meyerhof.
(Mit 7 Kurvenzeichnungen im Text.)
(Aus dem physiologischen institut in Kiel.)
(Der Redaktion zugegangen "am 26. April 1918.)
Die Anwendung der Gesetze der chemischen Reaktions¬
kinetik stößt bekanntlich schon gegenüber den einfacheren
enzymatischen Vorgängen auf große Hindernisse, die häufig
mehr durch gewaltsame Interpretation des Tatsachenmaterials
— um es dem Massenwirkungsgesetz gefügig zu machen — '
als durch wirkliche Aufklärung des Reaktionsmechanismus aus
dem Wege geräumt werden. Wenn auch die in einem erheb¬
lichen Konzentrationsbereich des Subßlrats beobachtete Kon-
ß
stanz der Reaktionsgeschwindigkeit mit gutem Grund meist
auf die Bildung eines Zwischenprodukts von Enzym und Sub¬
strat zurückgeführt wird, das unter der Bindung der ganzen
Enzymmenge langsamer zerfällt als sich bildet,1) so ist doch
mit dieser Erklärung weder das experimentelle Material er¬
schöpft, noch auch mehr als eine ganz allgemeine Vorstellung
über den Mechanismus gewonnen. Diese Schwierigkeiten
wachsen nun noch außerordentlich an, wenn wir einen an
sich so verwickelten Vorgang wie die alkoholische Gärung
in vitro betrachten, die auf einem Ineinanderspielen einer
ganzen Reihe von Enzymen und teils bekannten, teils unbe¬
kannten Zwischenstufen des Zuckerzerfalls beruht. Das von
material über die zellfreie Gärung ist im allgemeinen für eine
nachträgliche Analyse in dieser Richtung schlecht verwertbar,
*) Adrian Brown, Journ. Chem. Soc. Bd. 81, S. 373 (1902).
Hoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. CII. 14