Ober den Bau der echten Nucleinsäure.
Von
R. Fettigen.
(Ana dem physiologischen Institut der Universität Berlin.)
(Oer Redaktion zugegangen am 88. Januar 1918.)
Der unlängst von mir erbrachte Nachweis, >) daß in der
echten Nucleinsäure keine Hexose, sondern ein Körper mit einem
Furankern und echter Aldehydgruppe vorhanden ist, läßt eine
Übersicht über die zurzeit bestehenden Anschauungen über
die Konstitution der Nucleinsäure wünschenswert erscheinen.
Ich hatte an jener Stelle ausgeführt, daß die Levenesche
Konstitutionsformel nicht das Richtige treffen kann, erstens,
weil nach Levene die Nucleinsäure eine sechsbasische Säure
sein müßte, zweitens, weil die Analysenwerte mit den nach
Levene berechneten Werten einen Unterschied von mehreren
Prozenten aufwiesen.
Während der letztere Umstand hauptsächlich auf die
falsche Annahme einer Hexose und damit eines zu großen
Moleküls für die Nucleinsäure zurückzuführen war, ist die An¬
zahl der sauren Wasserstoffatome, wie weiter unten ausgeführt
werden soll, von der Art der Bindung der Nucleotide unter¬
einander abhängig.
Zwar ist es auch jetzt noch nicht möglich, in üblicher
Weise eine Konstitutionsformel für die Nucleinsäure zu geben;
dies hat erst dann Aussicht auf Erfolg, wenn das Kohlenhydrat
durch Isolierung desselben oder durch Darstellung eines ein¬
deutigen Derivats restlos aufgeklärt ist; indessen besteht ein
großes Bedürfnis wenigstens nach einer schematischen Aus¬
drucksweise, um so mehr, als in späteren Arbeiten mehrere
direkte Derivate der Nucleinsäure besprochen werden sollen,
*) Diese Zeitschr., Bd. 100, S. 241.