Ober das Fett du Blute* bei gesunden und kranken Pferden.
Von
Tierarzt Johann Rudolf, k. u. k. Mil.-Unt.-Tierarzt
Au» dom Institut für medizinisch«? Chemie der tierärztlichen Hochschule in Wien.
(Der Redaktion zagegangen am 7. Oktober 1017.)
Wenn ich mit der folgenden Studie ein Gebiet betrete,
welches bisher so gut wie unbebaut ist, so bin ich mir wohl
bewußt, daß es kaum möglich sein wird, die im ersten An¬
sturm gewonnenen Resultate so zu überblicken, daß jedes seine
jeden Zweifel ausschließende Erklärung finden müßte. Trotz
des großen Interesses, welches die chemische Zusammensetzung
der fettartigen und lipoiden Substanzen derzeit in der Biologie
und Pathologie findet, ist nicht einmal die naheliegende Frage,
wie aus dem Fette der Nahrung das Körperfett wird, soweit
geklärt, als es wünschenswert wäre.
Wenn ich nun trotz der mangelnden Voraussetzungen für
eine richtige Beurteilung der Ergebnisse den Versuch unter¬
nommen habe, Fett und Lipoide des Blutes gesunder Pferde
mit denen des Blutes von kranken zu vergleichen,' so geschah
dies hauptsächlich in dem Bestreben, zu erfahren, ob in diesem
Punkte Krankheiten überhaupt Veränderungen hervorrufen, d. h.
ob das von mir betretene Gebiet überhaupt bebauungsfähig ist.
Da viele Krankheiten, auch solche lokaler Natur mit Allgemein¬
erscheinungen, insbesondere Fieber, einhergehen, so ist es klar,
daß bei diesen Krankheiten auch der Stoffwechsel verändert
ist. Die allbekannte Tatsache, daß bei solchen Krankheiten
auch die Fettpolster schwinden und zwar mitunter rascher, als
durch die verminderte Nahrungsaufnahme erklärt werden kann,
macht es von vornherein wahrscheinlich, daß auch die Fette
an den erwähnten Stoffwechselstörungen beteiligt sind.
Der Grund, warum ich zunächst im Blute Veränderungen
der Fettsubstanz suchte, lag darin, daß einerseits das Blut
bei Lebzeiten der Tiere gewonnen, auch in Zwischenräumen
von einigen Tagen mehrmals demselben Tiere entnommen