Uber Desamidierungsvorgänge im Blute van Tieren. 421
Da bei den Versuchen I und II dio Konstanten erster
Ordnung unbedeutende Schwankungen aufweisen, so ist an-
zunehmen, daß man es in beiden Füllen mit einer wonomole¬
kularen Reaktion zu tun hat.
Ziehen wir nun in Betracht, daß alle drei Versuche an
vollständig ektomierten Tieren ausgeführt waren, und daß in
allen drei Fällen das Blut unter analogen Bedingungen unter-
sucht wurde, und zwar während der typischen Tetanieanfälle,
so wird verständlicherweise dem Zweifel Raum gegeben, ob
nicht das Resultat des dritten Versuches möglicherweise durch
Zufälligkeiten bedingt sei.
Allein, die Hunde I und II einerseits und der Hund III
anderseits wiesen Unterschiede auf.
Während beim Falle III zur Zeit der Blutentnahme nur
fibrilläre Zuckungen und Polypnoe zu konstatieren waren, träten
bei den Tieren I und II während der Blutentnahme sehr starke
Tetanieanfälle auf in Form diffuser Krämpfe und dyspnoe-
tischer Atmung. : ' •
Ein zweiter und noch wesentlicherer Unterschied bestand
d^riU) dah die Hunde I und II unter den gewöhnlichen, die
totale 1 hyreo-parathyreoidektomie begleitenden Erscheinungen
zugrunde gingen; der Hund III dagegen überständ den Eingriff;
er gehörte zu den seltenen Exemplaren von Hunden, welche
die vollständige Ektomie des in der oberen Trachealgegend
gelegenen Schilddrüsenapparates überleben.
Der schwache Tetanieanfall, während welchem das Blu.t dein Tiere
entnommen wurde, war der erste und zugleich auch der einzige. Fast
unmittelbar nach der Blutentnahme besserte sieh der Zustand des Tieres
ganz bedeutend ; Atmungsstörungen traten nickt mehr auf. die fibrillären
Zuckungen wurden mehr und mehr begrenztere und verschwanden schlie߬
lich vollständig. Allmählich stellte sich beim Tiere Appetit ein; zunächst
wurde es nur mit Milch gefüttert, hernach erhielt es Milch; Brot und
Brei aus Maismehl, schließlich auch Fleisch. Das Tier nahm allmählich,
ohne merkbare pathologische Erscheinungen au äußern, an Gewicht zu!
Augenblicklich -f ein Jahr nach der Operation — sind nicht die geringsten
krankhaften Erscheinungen zu bemerken. >
') I,n Laufe der Jahre habe ich Gelegenheit gehabt, eine große
Anzahl (gegen 40) vollständig ektomierter Hunde zu beobachten; der oben
erwähnte war der erste günstig verlaufende Fall.