Über Milchsäure- und Zuckerbildung in der isolierten Leber. 285
Zusammenfassung:
1. d-Sorbose bildete in einem von drei Durch¬
strömungsversuchen an der glykogenarmeu Hunde¬
leber Milchsäure, in zwei anderen Versuchen nicht. In
dem positiv verlaufenen Versuch konnte die gebildete
Milchsäure als d-Milchsäure identifiziert werden.
2. Die künstlich durchblutete Leber phlorid¬
zinvergifteter Tiere kann d-Sorbose in d-Glukose
umwandeln. Die unter 1 erwähnte Bildung von d-
Milchsäure aus d-Sorbose dürfte auf dem Umwege
über d-Glukose erfolgen.
3. Der Chemismus des Überganges von d-Sor¬
bose in d-Glukose ist nicht aufgeklärt und ohne un¬
mittelbare chemische Analogie. Es wäre denkbar,
daß d-Sorbose zunächst in d-Sorbit übergeht. Jeden¬
falls bildet d-Sorbit bei der künstlichen Durch¬
strömung der Hungerleber sehr reichlich d-Milch-
säure und geht in der künstlich durchströmten
Phloridzinleber in Zucker, und zwar in ein Gemenge
von d-Lävulose und d-Glukose über. Allem Anscheine
nach wird hierbei primär d-Lävulose gebildet.
4. Im Gegensatz zum d-Sorbit ist d-Mannit
nicht imstande, in der isolierten Leber Zucker oder
Milchsäure zu bilden.
5. Auch Dulzit ist auf die Kurve der Zucker¬
bildung in der künstlich durchströmten Phloridzin¬
leber ohne Einfluß. Das gleiche gilt für Inosit.
Die bisherigen Versuchsergebnisse an sechs¬
wertigen Alkoholen reichen noch nicht aus* um für
das Schicksal dieser Substanzen im tierischen Or¬
ganismus ähnliche gesetzmäßige Regeln aufzustellen,
wie sie Bertrand für das Verhalten dieser und anderer
Alkohole gegenüber dem Sorbosebakterium erkannte.
Die Versuche der vorliegenden Arbeit wurden durch eine
Unterstützung der Manfred Bernhard Schiff-Stiftung zu
Frankfurt a. M. ermöglicht ; wir möchten dem Kuratorium dieser
Stiftung auch an dieser Stelle unseren wärmsten Dank aus¬
sprechen.