Über Stickstoff-Stoffwechsel durch Fütterung von Natriumnitrat. 285
mit einer etwas andersartigen Methodik in vollem Umfange
bestätigte. Neuffer konnte auch zeigen, daß das Verschwinden
von Salpeter und salpetrigsauren Salzen nicht etwa durch Tätig¬
keit von Darmbakterien bedingt ist, da auch das intravenös
einverleibte und nicht durch den Darm ausgeschiedene Nitrat
und Nitrit nur zum Teil im Harn wiedererscheint. Versuche
mit Organsubstanzextrakten von Gescheidlen, *) Neuffer,
Stepanow,* 2) Abelous und Gérard,3) sowie Vogelsohn4 6)
zeigten schließlich, daß vor allem die lebendé Leber, ferner in
geringerem Maße Blut und Muskeln den zugesetzten Salpeter
zersetzten, die Organextrakte erwiesen sich dabei weit weniger
wirksam als die lebenden Organe. Die Einwirkung von Organ¬
extrakten auf Nitrate und Nitrite wurde später vor allem von
Vogelsohn (unter Heffter) eingehend studiert, und auch hier
zeigte sich wieder, daß ein Teil der Nitrate zu Nitriten redu¬
ziert war, und daß auch von den letzteren ein großer Teil
dem Nachweis sich entzogen hatte, d. h. also von der Zelle
weiter verarbeitet worden war. Schließlich zeigte Maze,3)
daß auch in der lebenden Zelle salpetrige Säure gebildet
werden kann.
Nach diesen übereinstimmenden Angaben der verschie¬
densten Autoren kann also kein Zweifel darüber bestehen, daß
der Organismus die Fähigkeit hat, Nitrate zu Nitriten zu redu¬
zieren. Dementsprechend wird von den verschiedensten Seiten,
so z. B. vor allem von Wind*) die Salpetervergiftiing direkt
als eine Nitritvergiftung aufgefaßt, eine Anschauung, die durch
den direkten Nachweis der Nitrite im Blut in den Vergiftungs-
lallen eine Stütze erhalten hat.
Es fragt sich nun, ob die reduzierende Kraft des Organis¬
mus noch weiter geht. Die vorher schon zum Teil erwähnten
') Pflügers Arch., Bd. 8, S. 506.
*) Arch. f. experim. Pathol, u. Pharmak., Bd. 47, S. 411 (1902).
3) Compt. rend., Bd. 129, S. 56—58, S. 164 -166.
4) Über die Einwirkung von Organextrakten auf Nitrate u. Nitrite.
Dissertation, Bern 1907.
6) Compt. rend., Bd. 152, S. 1624 u. Bd. 153, S. 373.’
6) Deutsch. Mediz. Wochenschr., Nr. 37, S. 843, 1911.