Untersuchungen Ober die eßbaren indischen Schwalbennester.1)
Von
Heinrich Zeller.
(Aus dem physiologisch-chemischen Institut der Universität Tübingen. >
(Der Redaktion zugegangen am 27. Mai 1913.)
Bestimmte Schwalbenarten, welche an der Küste des in¬
dischen Archipels heimisch sind, benützen zum Aufbau ihrer
Nester, der sogenannten eßbaren Schwalbennester, das Sekret
ihrer Speicheldrüsen, welche während des Nestbaues eine be¬
deutende Vergrößerung erfahren und während dieser Zeit eine
reichliche Menge einer zähschleimigen Flüssigkeit absondern.
Abgesehen von Blytli und Laid ley,2) deren Arbeit mir
nicht zugängig war, ist wohl Döbereiner3) der erste, welcher
die Nestsubstanz chemisch untersucht hat. Er fand, daß sie
(ungereinigt) 7,5°/o Asche (Na, Ca, Fe, CI) enthält und stick¬
stoffhaltig ist, daß sie in Wasser aufquillt, aber nur zu einem
kleinen Teil sich löst. Die Lösung gibt mit Alkohol und mit
Bleiacetat Niederschläge, mit Salpetersäure Gelbfärbung, der un¬
lösliche Teil quillt in konzentrierter Essigsäure zu durchsichtiger
Gallerte, färbt sich mit Salpetersäure gelb, mit Schwefelsäure
und Salzsäure allmählich dunkel, wird mit Ammoniak un'd Natron-
‘) Die Anregung zu dieser Arbeit ging von Herrn Prof, du Bois-
Reymond von der deutschen Medizinschule in Shanghai aus, welcher Herrn
Prof. Thierfelder einige Nester schickte. Prof, du Bois-Reymond
hatte sie von dem Vizekönig, dem damaligen Generalgouverneur in Nanking
Tuan Fang, erhalten, welcher sich sehr für ihre Zusammensetzung
interessiert.
*) Erwähnt in Comptes rendus, Bd. 41,1855. Journal de la Société
Asiatique du Bengale, Bd. 14, S. 210.
*) In Schweigers Journal f. Chemie und Physik, Bd. 11, 1814,
S. 303—312.
Hoppe-Seyler’s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVI. 7