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Einleitung.
Dieso Thatsachon fügton alwr dom ganzen Mcinungsgoljfiudo dor
Abstammungslehre, wie os jetzt besteht, den schwersten Schaden zu
und konnten daher von demselben auch nicht berücksichtigt werden,
ohne sich selber aufzugobon. Sie wurden daher stillschweigend ad
acta gelegt, — in gleicher Woise wie die neuon mikroskopischen
und entwicklungsgoschichUiehon Thatsachon des dritten und vierten
Decenniums unsere Jahrhunderts von einem borühmton Naturphilo¬
sophei», in dessen System sie nicht ]>asston, mit den Worten
Iwseitigt wurdon: »Das kann ich nicht brauchen.«
Die Physiologie, die Physik des Organischen, geht einen anderen
Weg. Die Entstehung der Organismen ist, wie jetlos naturwissen¬
schaftliche Gebiet, nach ihren Bestandteilen und Beziehungen ein
unondliclies Feld. Die exacte Forschung sucht darin einzelne That-
Sachen (Gesetze) festzustellon, wobei sie sich sowohl der Boolmchtuug
des Einzelnen und der Induction als dor Deduction aus allgemeinen
formalen oder realen Gesetzen bodient. Jede- Thatsache muss für
sich lHjgründot werden und durchaus unabhängig von irgend welchen
Meinungen soin ; dadurch erlangt sie eine unveränderliche Beständig¬
keit, mag die Lehre als Ganzes noch so sehr Gestalt und Aussehen
wechseln. Solche Thatsachon bilden einen Stock von sicheren Errungen¬
schaften, die nicht mehr verloren gehen und die mit jeder neuen gründ¬
lichen Arbeit sich vermehren. An sie mögen sich, von ihnen Itostimmt
und begrenzt, dio Hyjiotl »esen. anlehnen, soweit es der Wissonstrieb
verlangt; da diesellwn uns bloss Wahrscheinlichkeiten und Möglich¬
keiten geben, so bilden sie das vergängliche und veränderliche Gut
der Lehre.
Vorliegende Abhandlung hat nicht den Zweck, die Abstammungs-
lehro mit Rücksicht auf ihren sicheren thatsächlichen Inhalt übor-
haupt zu besprechen. Sie will vorzugsweise bloss untersuche:?, ob und
inwiefern in dem letzteren bereits mechanisch-physiologische Prin-
cipien zur Anwendung zu gelangen vermögen. Und da die Mechanik
dos Organischen fast ausschliesslich auf molecularpliysiologischein
Gebiete sich bewegt, so muss sie, soweit es möglich ist, die Er¬
scheinungen auf dieses Gebiet zurückführen.
Die wissenschaftliche Betrachtung einos Dinges fragt zucret,
wie es ist, und nachher warum es ist. Die Erkenntniss ist be¬
endigt, wenn es als die nothwendige Folge bestimmter Ursachen