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m Ursachen dar Verftnderoiw.
Der Reiz hat bei verschiedenen Pflanzen und verschiedenen
Organen einen sehr ungleichen Grad der Verkorkung verursacht
Pflanzen, die für eine leuchte Atmosphäre bestimmt sind, Organe,
die nur eine kurze Lebensdauer erreichen, haben eine dünne Kork¬
bedeckung, während PflanzentUeile von längerer Dauer und in sehr
trockener Luft auch sehr gut geschützt werden.
Die Landpflanzen haben ausser dem weichen Zellgewebe, welches
die Ernährung und auch die Leitung der Stolle besorgt, dickwandige
durch Verholzung festgewordene Zellen, die das Holz und den Bast
zusammensetzen. Diese verholzten Gewebe verrichten mechanische
Functionen und sind deshalb auch mechanische genannt worden1).
Sie tragen und stützen die weichen Gewebe, sie bewahren die Organe
vor dem Zerbrechen und Zerreissen. Den Wasserpflanzen, welche
weder ihr eigenes Gewicht zu tragen, noch der Gewalt der Winde
zu widerstehen haben, mangeln die mechanischen Zellen hist gänz¬
lich. Dieselben bildeten sich erst und zwar vorzugsweise aus den
dünnwandigen, langen und engen Zellen der Gefessstränge, als die
ursprünglichen Wasserbewohner zu Landbewohnern wurden.
Da die mechanischen Gewebe genau so angeordnet sind, wie
es für freistehende oberirdische Organe die Druck- und Biegungs¬
festigkeit, für die unterirdischen und für einige oberirdische Organe
die Zugfestigkeit verlangt, da also ihre Lage den mechanischen
Anforderungen entspricht, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie
durch die Spannungen, welche Druck und Zug bewirkten, entstanden
sind. Denn diese Spannungen waren gerade da am stärksten, wo
sich jetzt die mechanischen Zellen befinden. Ferner mussten die
Spannungen vorzugsweise in den langgestreckten Zellen der Fibro-
vasalmassen (Gefessstränge) sich geltend machen, weil die kurzen
und weiten Parenchymzellen mit ihren grösseren Zwischenzellräumen
leichter durch Gestaltsänderung der mechanischen Gewalt nachgeben
können. Es ist also wohl denkbar, dass die wichtige Einrichtung
der mechanischen Gewebe im Pflanzenreiche unter dem Einfluss
des von äusseren Kräften bewirkten Reizes zur Ausbildung gelangte.
Während die meisten Pflanzen durch den aufgerichteten festen
Stengel in den Genuss von Licht, Luft und Thau gelangen, klettern
andere mH schwachen Stengeln versehene an den ersteren empor,
') Schwendener, Dm mechanische Princip im timtom^Kpn Bau der
Monocotylen.