Die Harnstoffbestimmung im Harn mit Natriumhypobromit. 381
die Luftmenge am größten bei dem Reagens wurde, das am
wenigsten Brom enthielt. Außerdem fand er, daß, wenn das
Reagens mit Wässer verdünnt wurde, die frei gewordene Luft¬
menge geringer war. Duggan1) fand eine Luftmenge, die
ungefähr 99°/0 des im Harnstoff enthaltenen Stickstoffes ent¬
sprach, indem er dem Harnstoff erst konzentriertes Natrium¬
hydroxyd und dann nach und nach Brom zusetzte.
Aut Grundlage der zuletzt angeführten Ergebnisse hat
Hamburger2) eine Hypothese aufgestellt. Er sagt: «Meine
Meinung geht dahin, daß nach der Vermischung von Natron¬
hydrat, Wasser und Brom bei einer bestimmten Temperatur
ein gewisses Gleichgewicht besteht zwischen NaBrö, NaBrH,
H20 und freiem Brom, daß bei Verdünnung einer Bromlauge
mit Wasser der ursprüngliche Gleichgewichtszustand aufgehoben
wird, und ein neuer sich bilde, sobald das freie Natronhydrat
wieder die vorige Konzentration erreicht hat; Was auf keine
andere Weise geschehen kann als dadurch, daß eine Reaktion
stattfindet, entgegengesetzt der, bei welcher NaOBr entstand,
nämlich :
NaBrO .+ NaBr + H20 = 2 NaOH -f Br2
mit andern Worten: Das freie Brom wirkt nicht mehr ein
auf eine Natronhydratlösung, wenn diese bis auf eine gewisse
Konzentration herab gesunken ist.»
Hamburger sagt ferner über die Tatsache,- daß man
nicht die ganze theoretische Stickstoffmenge erhält : «Dies kann
uns nicht wundern, wenn wir bemerken, daß das freie Brom
der Bromlauge einen Teil des hinzugesetzten Harnstoffs an
sich zieht, ohne daß daraus Stickstoff frei wird.»
5. Daß die Harnstoffkonzentration das Ergebnis beein-
llussen könne. So fand Moreigne,3) daß man bei einer größeren
Harnstoffkonzentration eine verhältnismäßig geringere Luft¬
menge erhielt, und meint, daß man nicht mit Harnstofflösungen
arbeiten sollte, die stärker sind als 1 °/o.
’) Zit. nach Hamburger, Zeitschrift f. Bio)., Bd, 20, 8. 303.
2) Zeitschrift f. Biol., Bd. 20, S. 302.
;) Thèse p. le Doct. en Médecine, 1895. S. 151.