Verhalten der Kohlenhydratphosphorsäureester im Tierkörper. 395
aufweisen, so werden sich auch die Reaktionen, welche zu diesem
Ansatz führen, gegenseitig beeinflussen, und zwar wird die
Wechselwirkung zwischen Phosphorsäure- und Stickstofliimsatz
auch dann stattfinden, wenn sich keine Retentionen bemerkbar
machen. Es können ja, auch wenn keine Retentionen zustande
kommen, sehr wichtige quantitative und qualitative Beein¬
flussungen des StolTwechsels eintreten.
Anderseits wissen wir bereits, daß eine Reihe von
Enzymreaktionen teils durch anorganische, teilsdurch
organische Phosphate beeinflußt werden.
Es sei zunächst an die Rolle der Phosphate als Aktiva¬
toren oder Koenzyme erinnert. Sie sind zum Teil unentbehr¬
lich für das Zustandekommen von Enzymwirkungen, z. B. der
alkoholischen Gärung.
Die mit der Gärung verwandte Glykolyse im Tier¬
körper wird nach Rona und Döbling durch Phosphate be¬
schleunigt.
Die Beeinflussung der Amylase durch Phosphate, besonders
Lecithin ist noch nicht genügend aufgeklärt. Nach Gentanni,* 2)
Lapidus,3) und Minami4 *) aktivieren die Phosphatide des Ei¬
gelbes die Amylase in recht hohem Grade. Ferner spielen Phos¬
phate nach Roger,0) Bang6) u. a. eine aktivierende Rolle bei
der Stärkespaltung.
Nach einer Untersuchung, welche Tschernoruzki7) auf
Veranlassen von Frau N. Sieber angestellt hat, werden im
Tierkörper eine Anzahl von Enzymwirkungen durch Nuclein-
säurenatrium aktiviert, so besonders Amylase, Lipase u. a.
‘) Biochem. Zeitschr., Bd. 32, S. 504, 1911. Dagegen wird der
oxydative Zuckerabbau im Tierkörper nach Lob (Biochem. Zeitschr.
Bd. 32, S. 43, 1911) durch anorganische Phosphate, aber nicht durch or¬
ganische Phosphate wie Lecithin, Dinatriumglycerinphosphat beschleunigt.
Letztere Substanzen wirken im Gegenteil hemmend.
*) Biochem. Zeitschr., Bd. 29, S. 389, 1910.
s) Ebenda, Bd. 30, S. 39, 1911.
4) Ebenda, Bd. 39, S. 355, 1912.
6) C. r. Soc. Biol., Bd. 62, S. 1070, 1907.
6) Biochem. Zeitschr., Bd. 32, S. 417, 1911.
7) Biochem. Zeitschr., Bd. 36, S. 363, 1911.