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Km»I Abderhalden und Miki Kiutsi.
schuft abgeben.*) Nach den Untersuchungen von Schmoll.
Weichardt und Veit wissen wir, daß während der Schwanger¬
schaft im Blute Chorionzottenbestandteile kreisen. Sollte der
Organismus diese unzweifelhaft blutfremden Bestandteile nicht
auch durch Abbau denaturieren und die entstehenden Abbau¬
stufen von neuem verwerten?
Schon in einer früheren, gemeinsam mit Freund und
Pincussohnl 2) durchgeführten Arbeit wurde das Verhalten des
Blutes Schwangerer und Nichtgravider gegenüber von aus Pla¬
centa bereitetem Pepton studiert. Es wurde ausschließlich mit
der optischen Methode gearbeitet.3) Blutserum von normalen
Nichtschwangeren mit Placentapepton zusammengebracht, zeigt
ein bestimmtes Drehungsvermögen, das sich selbst nach Tagen
nicht ändert. Verwendet man an Stelle* des Serums Nicht¬
gravider solches von Graviden, dann verändert sich die Anfangs¬
drehung deutlich, und zwar gilt dies von allen Monaten der
Schwangerschaft.
Wir deuten diese Beobachtung in Übereinstimmung mit
den Feststellungen nach parenteraler Zufuhr von Eiweiß resp.
Peptonen im Sinne eines Abbaues des zugesetzten Peptons
durch im Blute der Schwangeren vorhandene Fermente. Man
kann sie als Schutzfermente auffassen. Sie verhindern durch
raschen Abbau der Bestandteile der Chorionzottenzellen die
Anhäufung blutfremder Bestandteile im Blut. Man könnte daran
denken, daß die erwähnten Fermente durch Autolyse derChorion-
zellen frei werden, und wir mit unserer Methode deren Wirkung
beobachten. Es scheint uns dies nicht sehr wahrscheinlich.
l) Vgl. Kmil Abderhalden. Die Anwendung der optischen Me¬
thode auf dem Gebiete der Immunitätsforschung. Medizin. Klinik, Jg. 1909.
Nr. 41.
*) Kmil Abderhalden, R. Freund und Ludwig Pincussohn.
Serologische Studien mit Hilfe der optischen Methode während der
Schwangerschaft und speziell bei Eklampsie. Praktische Ergebnisse dei
Geburtshilfe und Gynäkologie, II. Jg.. II. Abt., S. 867. 1910.
3) Vgl. Kmil Abderhalden. Die optische Methode und ihre Ver¬
wendung bei biologischen Fragestellungen. Handbuch der biochemischen
Arbeitsmethoden, herausgegeben von Emil Abderhalden, Bd. 5, S. 57h.
1911.