Volltext: Zweiter Theil: Physiologie des Geschmacksinns und des Geruchssinns

278 y. Yentschgau, Geruchssinn. 3. Cap. Geruchswahrnehmung. 
kung nur eine scheinbare sei und zwar durch den Vergleich mit den 
übrigen, in Folge der Intoxication etwas abgestumpften Sinnesorganen. 
4. Atropin; Daturin. Nach Einwirkung von 5 Mgrm. Atropin 
konnte Lichtenfels die Essigsäure nicht riechen; auch 2l/2 Stunden später 
wurden die Gerüche verwechselt und einige Stunden später zeigte sich 
immer noch eine gewisse Unempfindlichkeit für alle Gerüche. Nach Ein¬ 
wirkung von 5 Mgrm. Daturin konnte Fröhlich 1 Stunde darnach die 
Gerüche ihrer Verschiedenheit nach unterscheiden, jedoch keine genaue 
Bestimmung derselben vornehmen, es kamen selbst Geruchsverwechse¬ 
lungen vor und auch für Essigsäure und Ammoniak war er weniger em¬ 
pfindlich. Geruchslosigkeit trat aber nicht ein. — Fröhlich meint, dass 
die beobachteten Erscheinungen nicht so sehr von einer Functionsstörung 
des Olfactorius als vielmehr von der Secretionsstörung der Nasenschleim¬ 
haut abhängen, weil beide Substanzen Trockenheit der Schleimhaut her- 
beifiihren. Die Empfindlichkeit der Tastnerven nach Atropin und Daturin 
ist nicht geschwächt. 
5. Morphin. ll% Stunde nach Anwendung von 8 Cgrm. Morphin 
wurde von Fröhlich die Essigsäure schwächer und alienirt, das Ammo¬ 
niak viel weniger, aber in geringer Menge nicht unangenehm empfunden. 
Für die reinen Geruchseindrücke war das Unterscheidungsvermögen be¬ 
deutend geschwächt, es kamen viele Verwechselungen vor. Alle Riech¬ 
stoffe, selbst solche von bedeutender Intensität, schienen ihm in weiter 
Ferne zu sein, wenn sie auch unmittelbar unter der Nase sich befanden. 
3 Stunden später hatte die Wirkung den Höhepunkt erreicht. Die schar¬ 
fen Riechstoffe wurden gar nicht mehr erkannt und die Verwechselung 
der reinen Gerüche war eine „wahrhaft chaotische“. Hierbei aber wurde 
an der Nasenschleimhaut gar keine Veränderung beobachtet. Fröhlich 
S. 334 sagt, „es ist dies der einzige mir bekannte Fall einer bedeuten¬ 
den Narkose des N. olfactorius“. 
6. Strychnin. Vor allem wurde die Normalentfernung bestimmt, 
in welcher gewisse Gerüche noch erkannt werden konnten. Diese Ent¬ 
fernung wurde bei möglichst ruhiger Atmosphäre in der Art ermittelt, 
dass Fläschchen, welche die Riechstoffe enthielten, einem Lineale entlang 
der Nase zugeführt wurden, dabei wurden die Fläschchen erst geöffnet, 
wenn sie sich am Lineale in der Richtung der Nase befanden; in der¬ 
selben Richtung geschah auch die Annäherung und zwar nicht allzu lang¬ 
sam, um nicht durch längeres Offenhalten der Fläschchen die Gerüche 
in der Atmosphäre sich verbreiten zu lassen. Fröhlich gibt als Normal¬ 
entfernungen : 
Nelkenöl Lavandelöl 
für Fröhlich 140 160 Mm. 
für Lichtenfels 105 120 „ 
Die Fehlergrösse betrug im Maximum 40 Mm. Fröhlich nahm 2 Cgrm., 
Lichtenfels nur 1 Cgrm. Strychnin, bei beiden waren die Erscheinungen 
dieselben. — Schon 30 Min. nach Einverleibung dieser Stoffe war der 
Geruchssinn ausserordentlich geschärft, „ die Geruchsempfindungen wurden
	        
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