Untersuchungen über tierische Lernstoffe. V. 131
II. Das faserige Kollagen der Sehnen and Haut — eine
weiße, undurchsichtige, plastische (besonders nach der Vor¬
behandlung mit Alkalien) Masse mit sehr großer Kohäsion ;Q
sie besitzt einen sehr großen Widerstand dem kochenden
Wasser gegenüber.
Das Fischkollagen gehört mehr zum hyalinen Typus und
ist durch seine sehr leichte Glutinierbarkeit ausgezeichnet (schon
bei 40°). Solche leimgebenden Stoffe, die schon bei der Wasser¬
badwärme sich in Glutin zu verwandeln vermögen, besitzen
den geringsten Grad der Kondensation und werden am besten
zum Unterschiede von echten, schwer glutinierbaren Kollagenen
als Glutogene bezeichnet.
Wird das Kollagen in trockenem Zustande der Hitze¬
wirkung (130°) längere Zeit ausgesetzt, so verliert es die Fähig¬
keit der Glutinbildung ; nach dem Zerkochen, welches nur sehr
schwer vor sich geht, gibt es keine Gallerte mehr und verliert
sogar sein Klebevermögen, was wohl durch die Umsetzung be¬
dingt ist, oder besser durch die Zerstörung «des leimgebenden
Komplexes» in dem Molekül.
Das Kollagen, besonders das faserige, quillt stark in ver¬
dünnter Säurelösung und schrumpft wieder in stärkerer zu¬
sammen. Dieselbe Quellung rufen die schwachen Alkalilösungen
hervor. Ätzalkalien (KHO, NaHO) zersetzen das Kollagen schon
bei 4—5°/oiger Konzentration in der Kälte unter Entwickelung von
Ammoniak. Leitet man in stark gequollenes alkalisches Kollagen
C02 oder S02, so schrumpft es zu einem geringen Volumen
zusammen. Kohlensäuren Alkalien (Na2C03, NaHCOs) gegenüber
ist das Kollagen sehr widerstandsfähig : 10°/oige Lösungen bei
40° rufen keine Zersetzung, sogar keine Quellung desselben
hervor. Nach der Alkalibehandlung wird das faserige Kollagen
plastisch, das hyaline bleibt physikalisch unverändert.
l) Behandelt man die fein zerhackten Sehnen z. B. mit schwacher
Alkalilösung, wäscht mit kaltem Wasser und schlägt mit einem Glas¬
stabe unter Wirbelbewegungen die Masse, welche in einer großen Menge
Wasser verteilt ist, so kann man sie fast gänzlich in einem Stück um
den Glasstab zusammenwinden (ähnlich wie es mit dem Fibrin der
Fall ist).