Volltext: Über die vermeintliche Identität von Pepsin und Chymosin (48)

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Sigval Schmidt-Nielsen, 
Da diese Untersuchungen einen selbständigen, abge¬ 
schlossenen Teil meiner Arbeit darstellen, sehe ich keinen 
Grund dazu, die Veröffentlichung derselben bis zum Abschluß 
der ganzen Arbeit aufzuschieben. In der jetzigen Lage dieser 
Enzymfrage scheint mir eher eine direkte Aufforderung zur 
baldigen Veröffentlichung meiner Versuchsresultate zu liegen, 
indem dieselben nämlich mit den Ansichten von Pawlow und 
Parastschuk und S a w j a 1 o w nicht zu vereinbaren sind, während 
sie dagegen die Richtigkeit der alten Ansicht, derzufolge die 
Chymosinwirkung eine selbständige Enzymwirkung ist, nach 
meiner Meinung sicherstellen. 
Bevor ich zu der Besprechung meiner eigenen Versuche 
übergehe, will ich jedoch erst einige ältere, meistens unbe¬ 
kannte oder übersehene Beobachtungen in Erinnerung bringen. 
Seit den grundlegenden Untersuchungen Hammarstens 
betrachtet man als für das Chymosin charakteristisch, daß es 
die Fähigkeit besitzt, Milch oder Caseinlösungen bei gegen Lackmus 
neutraler oder wohl richtiger amphoterer Reaktion zur Gerin¬ 
nung zu bringen, d. h. das Casein in einen neuen Stoff, das 
Paracasein, umzuwandeln. Für das Pepsin ist es dagegen 
charakteristisch, daß es bei neutraler Reaktion auf Eiweiß, also 
auch auf Caseinlösungen oder Milch, unwirksam ist, während 
es dagegen bei saurer Reaktion seine bekannte proteolytische 
Fähigkeit entfaltet. 
Nun hat bekanntlich Hammarsten(8) Chymosinlösungen 
dargestellt, welche in neutraler Flüssigkeit eine kräftige Lab¬ 
wirkung entfalteten, während sie bei saurer Reaktion nicht 
peptisch wirkten, trotzdem sie weder Chlormagnesium (wie 
Pawlow vermutet) noch andere bekannte, die Pepsinverdauung 
störende Verunreinigungen enthielten. Auf der anderen Seite 
hat er ferner auch gezeigt, daß man durch Erhitzen eines sauren 
künstlichen Magensaftes einige Tage bei Körpertemperatur eine 
saure Pepsinlösung erhalten kann, die Eiweiß kräftig verdaut, 
nach der Neutralisation dagegen keine Labwirkung (oder nur 
eine geringe) ausübt. Diese seine Beobachtungen beziehen sich 
auf die Enzyme des Kalbsmagens, und da Pawlow nur mit
	        
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