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Saft nimmt zuletzt das Aussehen einer schwarz-braunen
Tinte an. Rascher gelangt man zum Ziele, wenn man den
frischen Kartofifelsaft auf ein Filter giebt; die bald nur tropfen¬
weise» filtrirende Flüssigkeit ist schnell fast tintenschwarz
gefärbt, weil die durch die Luft herabfallenden Tropfen sieh
rascher mit Sauerstoff zu sättigen vermögen. Anderseils
kann man den Kartoffelsaft durch Luftabschluss, z. 13. schon
in einem enghalsigen, vollständig gefüllten Kolben längere
Zeit unverfärbt erhalten.
Ferner verdient hervorgehoben zu werden, dass schwarz
gewordener Kartoffelsaft nach längerem Stehen, wenn Fäul-
niss und Gährungen in demselben Platz gegriffen haben,
sich wieder entfärbt, vielleicht ist hierbei der durch die
oxydirende Wirkung der Luft gebildete Farbstoff wieder zum
ursprünglichen Chromogen reducirt worden ; lassen sich doch
dunkel gewordene Pflanzensäfte durch geeignete Reductions-
mittel, z. B. schweflige oder hydroschweflige Säure, wieder
entfärben.
Noch empfindlicher gegen die oxydirende Wirkung des
atmosphärischen Sauerstoffs verhält sich der Saft der Zucker¬
rübe, der völlig weissen Spielart von Beta vulgaris. Dieser
Saft wird bei Berührung mit der Luft sogleich schmutzig-
weinroth, dann violettbraun, endlich fast schwarz.
Diese Thatsachen zeigen, dass in der lebenden Pflanzen-
zelle leicht oxydirbare Substanzen vorhanden sind, welche be¬
gierig atmosphärischen Sauerstoff anziehen und mit demselben
Oxydationsprodukte bilden. Weil diese letzteren, durch ihre
Dunkelfärbung leicht erkennbaren Körper innerhalb der
unverletzten Zelle nicht Vorkommen, so folgt daraus, dass
entweder in den Zellen kein freier Sauerstoff vorhanden ist,
oder dass neben diesen oxydirbaren Substanzen, andere,
reducirende Körper Vorkommen, welche die Oxydation der
ersteren verhindern, oder aber dass im Protoplasma di»“
Oxydation andere, ungefärbte Produkte liefert. Welcher von
diesen drei denkbaren Faktoren das Farblosbleiben von
Protoplasma und Zellsaft lebender Pflanzentheile bedingt, ist
vor der Hand noch nicht zu entscheiden, vielleicht sind