Milions Reagens auf Rechnung des gelösten Tyrosins zu
setzen, wenn nicht tyrosinfreier Harn, in tiers eR
ben Weise verarbeitet, dasselbe Resultat ergeben
hätte. Es müssen demnach im normalen men sch-
liehen Urin ausser Phenolen und aromatischen
Oxysäuren noch andere Substanzen vorhanden
sein, die beim Erwärmen mit Mi lion’s Reagens
Rothfärbung geben. Die Oxysäuren scheinen jedoch
diejenigen Körper zu sein, welche bei dieser Reaction im
Ham am meisten betheiligt sind, lieber die Natur jener
unbekannten Substanzen im Urin, die ebenfalls die Milloiirsche
Reaction geben, lässt sich bis jetzt nichts weiteres äussagen,
die Reaction auf Tyrosin beziehen zu wollen, ist jedenfalls
sehr gewagt. r *
Da somit der Nachweis kleiner Mengen von Tyrosin
auf diesem Wege sehr unsicher ist, versuchte ich einen sol¬
chen auf anderem Wege.
Das von Phenolen und Oxysäuren befreite Extract des
ersten Tyrosinharns (0,1 gr. Tyrosin : 800 cc.) wurde durch
Calciumcarbonat neutralisirt, mit Wasser stark verdünnt und
in einer bis an den Hals gefüllten, wohl verkorkten Flasche
mit Cloakenschlamm bei ca. 40° C. faulen gelassen. Dabei
sollte sich aus dem Tyrosin Phenol entwickeln, sodass man
aus der Entwickelung von Phenolen gegebenen Falls aut
Tyrosin zurückschliessen könnte. Wiederholt wurden Proben
der gefaulten Flüssigkeit destillirt, niemals fand sich aber
auch nur eine Spur von Phenol. Also auch dieser Versuch
eines sicheren Nachweises von Tyrosin im Harn erwies sich
als fruchtlos.
Die im Eingang erwähnten Angaben Anderson’s, der in
einer grossen Reihe der verschiedensten Krankheiten, beson¬
ders bei Leberleiden, bei Leucin, bald Tyrosin,. bald beides
zusammen im Urin gefunden haben will, und zwar in sehr
erheblichem Grade, während Leucin in geringeren. Mengen,
bei fast allen kleinen Unpässlichkeiten auftroten soll , veran¬
lasst en mich zur Untersuchung einer kleinen Zahl patholo¬
gischer Urine.