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Ein anderes Mal hatte ich kalt gelöst und eine Nacht
über stehen gelassen. (a)i, fand ich dann unter sonst gleichen
Bedingungen = + 33,30. Leider konnte ich wegen Mangel
an Material keine weiteren Versuche machen, um den Grund
dieser Differenz aufzuklären. Vielleicht besitzt die Gentianose
Birotation.
Beim Erhitzen der Gentianose mit verdünnter Schwefel¬
säure entstand ein reducirender und linksdrehender, mit
Hefe leicht gälirender Körper.
Die Gentianose wurde in 25 Theilen Wasser gelöst.
2% der angewandten Gentianose an SO4 II2 zugesetzt und
die Lösung im zugeschmolzenen Rohre auf 100° G. erhitzt.
Die Inversion war in zwei Stunden beendet.
Als mit Baryt die Schwefelsäure entfernt war, blieb
ein farbloser, süsslichor Syrup zurück. Bei 18° C. und der
Concentration 4, in massiger Lösung, war («)u = 20,2. Die
Drehung nahm beim Erwärmen der Lösung ab. Die Reduc-
tionsfahigkeit des Syrups für Fehl ing'sche Lösung war
gleich der des Traubenzuckers. Zur Krystallisation konnte
ich den Syrup nicht bringen. Wegen Mangel an Material
konnte ich den Invertzucker , nicht weiter untersuchen. Viel¬
leicht liegt ein Gemisch von Lævulose uiid Dextrose vor;
Drehung und Reduction sprechen für diese Annahme. Nach
allen mitgetheilten Daten scheint die Gentianose dem Rohr¬
zucker nahe zu stehen.
Einen Theil der Arbeit habe ich im Laboratorium des
Herrn F. Muse ul us ausgeführt, und sage Herrn Mus culus
für seine Freundlichkeit hier meinen Dank.
Pharmaeeutisches Institut der Universität Strassburg,
20. November 1881.