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Bemerkungen über Naturwissenschaft
zu dein von mir gerügten Verfahren der Herren »Spiritisten«, sehe ich
mich veranlasst, den fraglichen Brief im Wortlaut hier mitzutheilen.
»Upper Tulse Hill, S. W., den 9. Juni 1ST).
Mein hochverehrter Mr. Crookes !
Ihr mir zugegangener Correcturbogen scheint mir eine richtige
Darstellung von dem zu enthalten, was in meiner Gegenwart in Ihrem
Hause stattfand. Meine Stellung am Tische gestattete mir zwar nicht,
Zeuge des Hinwegziehens der Hand Mr. Home’s von der Harmonika
zu sein, aber es wurde dies zur Zeit sowohl von Ihnen seihst, als auch
von der an der anderen Seite Mr. Home’s sitzenden Person als statt¬
gefunden behauptet.
Die Experimente scheinen mir die Wichtigkeit einer weiteren Er¬
forschung derselben nahe zu legen; ich wünschte mich aber so ver¬
standen , dass ich damit keinerlei Meinung in Betreff der Ursache der
stattgehabten Erscheinungen ausspreche.
Ihr treu ergebener
William Huggins.«
Doch, wie gesagt, ob einer oder der andere der Vertreter der
Wissenschaft diese Dinge beachten mag oder nicht, muss seinen per¬
sönlichen Neigungen überlassen bleiben und hängt zum Tlieil auch von
zufälligen Umständen ab. Für die strenge Wissenschaft selbst aber
existiren jene Dinge einfach — gar nicht. Die Wissenschaft anerkennt
weder, noch verneint sie in solchen Fällen —sieignorirt; —und
dazu hat sie nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, weil Zeit
und Arbeit zu knapp und kostbar sind, um an Erscheinungen ver¬
schwendet zu werden, welche vorläufig kein anderes und höheres
Interesse darbieten, als dass ihre Ursachen nicht augenfällig sind —■
gerade so, wie das bei guten und frappanten Taschenspielerkunst¬
stückchen der Fall ist. Bei letzteren setzt heutzutage doch kein ver¬
nünftiger , besonnener Mensch irgend welche aussernatürlichen Kräfte
voraus — sonst könnten wir ja gleich wieder munter anfangen, Hexen
und Zauberer zu verbrennen !
Bisher aber berechtigt und zwingt uns auch noch gar nichts , bei
jenen sogenannten »Geistermanifestationen« und sonstigen zweifel¬
haften Erscheinungen dieser Art die Wirkung aussernatürlicher oder
»neuer Naturkräfte« u. dgl. vorauszusetzen, und deshalb ist vorläufig
der ganze Spuk nicht der mindesten ernsten Beachtung werth —
ausser vielleicht vom psychologischen, oder vielmehr vom psychiatri¬
schen Standpunkt !