Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.
Von
Dr. N. O. Bernstein.
I. Absonderungsgeschwindigkeit des Bauchspeichels an
permanenten Fisteln.
Das einzige Mittel, die Absonderung des Bauchspeichels,
ihre Geschwindigkeit und ihre Abhängigkeit von verschiedenen
Umständen zu erforschen, besteht in der Anlegung von Pankreas¬
fisteln und zwar von permanenten Pankreasfisteln. Temporäre
Fisteln sind zu diesem Zwecke nicht geeignet, erstens, weil die
Beobachtungen nicht lange genüg fortgesetzt werden können, und
zweitens, weil die Yersuchsthiere während der Beobachtungszeit
sich noch nicht ganz von den Folgen der Operation erholt haben
können. Die Einwände, welche Cl. Bernard gegen die perma¬
nenten Pankreasfisteln zu Gunsten der temporären macht, sind
nicht stichhaltig. Nach ihm sollen nämlich permanente Fisteln
ein verdünntes, in Folge der nach der Operatiort eingetretenen
Degeneration der Bauchspeicheldrüse verändertes, mit Einem
Worte ein pathologisches Sekret liefern, das nicht mehr alle
Eigenschaften des normalen Bauchspeichels besitzt ; die Abson¬
derungsgeschwindigkeit dieses Sekrets soll im allgemeinen
grösser, und von der Nahrungsaufnahme unabhängiger sein als
im normalen Zustande.
Wären diese Einwürfe begründet, so müssten wir von vorn¬
herein auf die Möglichkeit verzichten, über die Absonderungs¬
bedingungen des Bauchspeiöhels in’s Klare zu kommen. Glück¬
licherweise ist es nicht schwer, diese Einwürfe zurückzuweisen.
Das Pankreas von getödteten Fistelhurtden unterscheidet sich
dem Aussehn nach nicht vüm Pankreas ganz normaler Hunde.
Das aus der Fistel gewonnene Sekret besitzt alle Eigenschaften,
die nach unsern jetzigen Begriffen dem normalen Bauchspeichel
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