I. Kbkeilung.
Frühzeit und Mittelalter.
Erster Abschnitt.
Die Vorgeschichte bis zur Zeit der Karolinger.
Im ganzen westlichen Europa, nordwärts der Alpen, Skandinavien und die
britischen Inseln eingeschlossen, nicht am wenigsten auf deutschem Boden, findet
man Gegenstände kunstindustrieller Art, welche nach ihrer Entstehung der christlichen
Zeit dieser Länder weit voraufgehen. Und nicht bloß das, sie gehen nachweisbar auch
jener Epoche voraus, als die Römer einen großen Teil dieser Länder eroberten und
demselben ihre Kultur, ihre Sprache, Litteratur, Sitte, Industrie und Kunst brachten.
Es find steinerne Geräte und Waffen, roh zugehauen oder fein und glatt ge-
schliffen, welche dem Schoße der Erde entsteigen. Es sind Thongefäße, welche aus
den Gräbern längst dahingegangener Geschlechter und Völkerschaften hervorgeholt
werden, Thongefäße, zum Teil 1nit der Hand gearbeitet, zum Teil auf der Töpfer-
scheibe gedreht. Es sind Sch1nucksachen aller Art, von Bein und Glas, von edlem
und unedlem Metall, bestimmt zur Verzierung der Männer wie der Frauen, zur
Verzierung des Leibes wie der Kleidung, Ringe für Hals und Arm und Hand und
Finger, Nadeln für das Haar, Fibeln oder Spangen, die Brust zu schmücken oder
die Kleidung zusammen zu halten. Es sind Waffenstücke von Eisen oder Bronze,
Waffen zum Angriff wie zur Verteidigung, Schwerter und Dolche, Speere und Pfeile,
Helme und Panzerftücke. Es sind Geräte des persönlichen, handlichen Gebrauchs, wie
Messer und Äxte und Beile, Geräte des Hauses, wie Schalen und Wannen, Kessel
und Eimer, Geräte zu bestimmter Anwendung für Jagd und Fischfang, Teile wenig-
stens von Wagen und Pferdegefchirr. In solcher Masse sind sie zu Tage gekommen,
daß sie überall Museen und Sammlungen füllen; neben den großen Museen der
Residenzen kein Hauptort einer Provinz, der nicht auch seine Sammlung hätte,
welche Fundstücke dieser Art aufbewahrt. Auf deutschem Boden find sie gesunden
von den Alpen bis nach Jiitland, von den Grenzen Ostpreußens bis über den Rhein
hinaus; Berg und Ebene, Seen und Flüsse haben gleichmäßig ihren Besih hergeben
müssen, und noch immer, täglich fast, kann man sagen, kommen neue Funde hinzu, den
Schuh zu mehren.
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