behrlichen jungproletarischen Kräfte, die von unten drängen, wir wissen
auch um die geistigen Potenzen. die nach oben ziehen. Es geht um die Mit:
arbeit der Künstler an dem sozialen Werke. Von ihrer Mission durch:
drungen, haben viele von ihnen das Volk weder gekannt noch geliebt und
sind ihm doch Förderer oder Führer gewesen. Andere haben in glühender
Begeisterung und Erleuchtung sich ihm zugewandt. Die prophetischen Ver.
künder, die leidenschaftlichen Politiker, die visionären Dichter, sie alle ver:
klärten im eigenen Feuer das Volk und hoben es über sich selbst hinaus.
In ihnen war das große Mysterium, die tiefe wunderbare Kraft der Volks:
seele. Fjodor Dostojewski und Leo Tolstoi, Walt Whitman, Cervantes.
und Strindberg, Hamsun und Gerhart Hauptmann sind, wie alle großen
Künstler, ob sie nun Dichter oder Apostel, Musiker oder Maler, Bildhauer
oder Architekten seien, die wahren Volksbildner, die kraft ihrer eigenen
Seele aus sich heraus dem Volke die Weihe gaben. Was sich ihnen entringt,
gewinnt weiter wirkend Form und lebendige Gestalt auch bei den Emp:
fangenden.
Wie eng begrenzt an innerem und geringem äußerem Wert sind heute
noch die Volkshäuser und Volksheime. Dennoch ist einem bekannten
österreichischen Lyriker, der dem Proletariat entstammt, nVolksheim: ein
Wort voll donnernder Bewegung, schöpferischer Kraft und friedlicher Ruhe
der Erkenntniscc. Das Haus selbst ist ihm mit seinem leuchtenden Anstrich
ein weißes Steingestirn in dem Grau des Verfalls und des Elends seiner
Umgebung, ein Haus der Freude. Die Gasse, in der der Name Volkshaus
prangt, ist ihm als Lichtquelle heilig geworden wie wdas Mekka einer neuen
Religionen Bei der Einweihung eines Volkshauses durch die Sozialdemoß
kratie sprach Sehnsucht in festlichen Worten vom wAtmen im Licht des
Geistesvr, vom wLeben in seelischem Überschwangß, und das Geständnis
überraschte, nicht an den wGrenzen dieses Baues zu haftenm, vielmehr zu
glauben an nder Zukunft Sternenhauser. S0 drängt auch die Arbeit der
Gegenwart ins Weite. Nicht nur Häuser des Wissens, der Belehrung, der
kargen Freude dem Volke die Universitäten und Theater, alle Stätten
der Weihe sollen sich denen öffnen, die im fließenden Licht der Gottheit
zu ihnen wallen.
Aus einem Dom hören wir hohe Klänge. Von einem Turm schwingen feier,
liche Töne um uns. Die Kirche als Architektur, die Glocke als Instrument
ist unserem Sinn entschwunden. Anbetung undVerheißung rührt unser Herz.
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