7o
Ja der Malerfchule.
In den 91 Tafeln des ,,Schaizbehalters" hat Wohl-
gemut sein Ziel erreicht. Das Buch sieht in der deutschen
Kunsigeschichte an einem Wendpunkt. Erst 1491, als Dürer
schon bei Wanderung war, kam es heraus. Aber die Ver-
bindungen Wohlgemuts mit Koburger reichen nachweisbar
zurück bis 1483. Dürer kam also als Lehrling in einen vollen
Betrieb hinein und ging die ersten Schritte aufwärts mit.
Wohlgemut blieb in -der Ausnutzung seines Verfahrens
nicht auf der Höhe des Schaizbehalters stehen. Zwei Jahre
später konnte er mit Koburger die Schedelsche ,,Weltchronik"
herausbringen. Der Vergleich mit einem ungefähr gleich-
zeitigen Holzschnitt Dürers zeigt, daß Wohlgemut dem Schüler
auch zu jener Zeit noch etwas geben konnte. Auf eine
sprechende Einzelheit wäre besonders hinzuweisen. Allgemeiner
bekannt ist Dürers Mittel, den Glanz eines Auges dadurch
anzudeuten, daß er ein FensIerkreuz im Augapfel sich spiegeln
läßt. Das Mittel ist den Schnitten der ,,Weltchronik" ent-
nommen. Eins der Leitsiticke dort zeigt einen Neichsapfel,
als glänzenden Gegenstand dadurch gekennzeichnet, daß er
das Bild eines Fensterkreuzes in entsprechender perspektivi-
scher Abrundung auffängt. Von Wohlgemut und den Seinen
konnte also der Holzschneider Dürer noch nach 1493 lernen.
Und das nicht nur in solchen Einzelheiten, sondern, wie wir
noch sehen werden, im Ganzgroßen. Dann freilich ging er
selbständig weiter, in einem Schrittmaß, daß keiner der
andern ihm nachtun konnte.
4.
Die Lehrzeit eines Malerknaben war nicht danach, sich
viel in eigenen Werken auszusprechen. Das früheske Bildchen
Oüt-ers sahen wir. Nur weniges ist von da an bis zur
Wanderzeit erhalten. Aus dem Jahre 1485 stammt die