4. In der Male:-scl)ule.
I.
Dürer hatte seinen Willen durchgesel5t. Es ehrt den
Vater, daß er sich drein gab. Im scheidenden Sohn verlor
er eine Kraft, die ihm aus Not und Sorge helfen konnte.
Auch ohne des Vaters ausdriickliches Zeugnis wüßten wir
es aus dem Werke Dürers selbst, welches Verständnis und
welche Erfindungsgabe ihm als Goldschmied eigneten. Was
an Einzelheiten allein im Beiwerk ,,Offenbarung" steckt,
würde hingereicht haben, eine Goldschmiedewerkskatt auf viele
Jahre mit Arbeit zu versorgen. Aber der junge Dürer mochte
sich dem nicht widmen, sein ,,Verlangen trug ihn zur Malerei-".
Der Vater, des Entsagens gewohnt, sah es ein und gab die
beste Hilfskraft seines Lebens fort in fremde Hände.
Der Werdegang eines Malers war in Deutschland da-
mals wie der jedes anderen ehrlichen Bürgers sireng geregelt.
Das erste war, daß er sich aus längere Zeit als ,,Knecht"
einem Meister verdang, zunächst das Handwerk zu erlernen,
dann ihm verdienen zu helfen.
Von allen, die Dürers Gesichtskreis damals umfassen
konnte,wäredergeeignetsteMeisterMartinSchongauergewesen.
Er hatte eine Feinheit der Beobachtung und eine Behutsam-
keit, -die Dinge künstlerisch zu nehmen, die einzig in Süd-
deutschland war. Gewiß kreisie der 8aubertrank der Gotik
auch ihm im Blute. Gestalten gibt es von ihm, die einem
unsichtbaren Maßwerk eingepaßt scheinen, so unfrei ist ihre