3. Bei den Eltern.
I.
Wir kennen Dürer als Kind aus seiner eigenen Schilde-
rang. Als Dreizehnjähriger hat er sich einmal mit dem Silber-
iiist gezeichnet und später auf dem Blatt vermerkt: ,-Das
hab ich aus eim Spiegel! nach mir selbs kunterfeit im 1484
Jor, do ich noch ein Kind was." Wenn man ikreng sein will,
kann man kleine Verzeichnungen bei der Hand vermerken
und die Starrheit der Papillen, die er bei der gewähltenRichtung
nicht nach dem Spiegel zu zeichnen vermochte. Das Un-
gekonnte aber kommt nicht in Betraaht gegen das, was schon
gekonnt ist. Die Durchgesialtung des Gesichtes, Gewand
und Haarbehandlung sind ganz überraschend"gut. Das Wesent-
liche bleibt der Ausdruck des Gesichtes. Ein iiilles, fragen-
des Knabenantlit3 is? da aus dem Spiegel herausgeholt.
Trotz des offenen Blickes is? es ein wenig scheu. Man möchte
wohl die nähere Umgebung kennen, in die der Knabe blickte.
Ein Elternpaar war um ihn, ungleich nach seinem Alter,
aber gleich in einem Wesen, das alles eher als Frohnatur
war. Die Mutter eine schiichterne gedrückte Frau, in steter
Sorge um ihr täglich Brot und um das Seelenheil der
Kinder. ,,Geh in den Nomen Chrisii" war, ob eins der-
Kinder kam oder ging, ,,allweg ihr Sprichwort." Der Vater
ein Mann von wenig Worten, geduldig und ergeben, kein
Freund der Geselligkeit und weltlicher Freude. Auch seine
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