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Dürers Ende.
Dauernde Ruhe war Dürers irdischen Reiten nicht be-
schieden. Mit dem Tode seiner Frau und seiner Schwägerin
erlosch das Geschlecht der Frey. Ein altes Herkommen be-
stimmte, daß eine Familiengruft nach dem Aussterben des
Geschlechts geräumt und dem Spital überlassen würde. Das
Spita( wollte keine Ausnahme machen und setzte im Laufs
der Jahre mehrere Pfründner an Dürers Nuheskatt bei.
Jede Sicherheit über den Berbleib seiner sterblichen Neste ist
uns damit genommen.
Z.
Unter den Todenklagen der Freunde Albrecht Dürers
ist die ergreifendste die Wilibald Pirkheimers in einem Brief
an Ulrich Varnbühler. Sie lautet: ,,Obwohl ein hohes Alter,
mein lieber Ulrich, zu den vornehmsten Wünschen des Men-
schen gerechnet zu werden pflegt, so läßt sich doch kaum etwas
Verderblicheres ersinnen, als ein allzu langes Leben; das
empfinde ich nun von Tag zu Tag immer mehr. Denn ab-
gesehen von dem übrigen Ungemach des Alters und von all
den verschiedenen Arten der Krankheiten was kann es
für den Menschen Befchwerlicheres geben, als daß er fast un-
aufhörlich nicht nur Kinder und Verwandte, die der Tod
ihm raubt, sondern auch seine Freunde, und zwar die ge-
liebtesien unter ihnen betrauern muß? Und doch, obwohl ich
schon oft den Schmerz empfunden habe, der aus dem Ableben
von Verwandten zu entspringen pflegt, so weiß ich nicht,
ob mir je ein Sterbefall solch einen Gram verursacht hat,
wie er mich jetzt über das plötzliche Hinscheiden unseres besten
und teuersien Albrecht Diirer erfüllt; und das nicht mit Un-
recht, denn unter allen Menschen, die mir nicht etwa durch
Bande des Blutes nahe standen, habe ich niemanden so sehr
geliebt und so hoch gehalten als ihn ob seiner zahllosen
Tugenden und seiner seltenen Rechtschasfenheit. Eben darum,